Norbert Brunner: Plakat zum Opernball

Norbert Brunner
Norbert Brunner(c) Die Presse (Julia Stix)
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Neuerdings gestaltet jedes Jahr ein Künstler ein Plakat zum Opernball. Heuer ist es Norbert Brunner, der
den Ball gerade in einer Wirtschaftskrise wichtig findet.

Opernball und ich – das passt zusammen wie eine Kuh und Stabhochsprung“, sagt Norbert Brunner. Aber er sagt auch: „Gegensätze ziehen mich an.“ Deshalb hat der Künstler zugesagt, als Desirée Treichl-Stürgkh fragte, ob er das Opernball-Plakat 2009 gestalten wolle. Zu sehen ist darauf eine Frau, die ein Sackerl mit der Aufschrift „Wiener Blut“ trägt – vor der Karlskirche. „Die erste Bemerkung ist sofort: Das ist aber nicht die Oper . . .“ Nein, ist sie nicht. Und wenn Norbert Brunner darauf antwortet: „Echt? So ein Mist!“, dann kann man getrost davon ausgehen, dass er scherzt. Denn der Mann weiß, was er tut.

Eine reine „Dekoration“ für den Ball, das wäre ihm zu wenig gewesen. Also hat der Vorarlberger das Plakat in ­eine bestehende Serie integriert – die „Bag Objects“. Und der geschäftstüchtige Mann hat auch gleich einen Teil der Herrenspende gestaltet – 3000 von 4500 „Wiener Blut“-Säcken werden in der Oper am 19. Februar verschenkt –, der Rest wird über seinen Galeristen Lukas Feichtner auf den Kunstmarkt gebracht: „Die muss ich jetzt noch alle signieren“, sagt er und erschießt sich mit dem Zeigefinger.

Spinne im Netz. Für die Serie „Bag Objects“ fischt sich Brunner Willige von der Straße, drückt ihnen eine Tasche in die Hand und fotografiert sie. Begonnen hat er damit im Jahr 2000 in Japan. „Da wartet man wie eine Spinne im Netz. Oft musste ich stundenlang Leute beknien, damit ich ein Foto kriege.“ Da ist es in der Heimat einfacher.

Obwohl auch hier erst einmal zurückgezuckt wird: „Kunstprojekt, um Gottes willen!“ Für die Fotoserie, aus der das Opernball-Plakat stammt, hat Brunner Wiener gesucht, die deutlich sichtbar nicht in Wien geboren wurden. Denn das „Wiener Blut“, das auf dem Sackerl prangt, das bezieht sich nicht nur auf den Strauß-Walzer. „Es geht darum: Was macht Wien aus, diese völlig verschiedenen Kulturen, die verschiedenen Arten, zu denken, von den Menschen, die hier leben und wirken.“

Und wieso eigentlich eine Tasche? Dieses Objekt hat seinen Ursprung in dem frühen Wunsch Brunners, die Kunst aus den Galerien herauszuholen. „Ich habe zu Beginn in Amerika auch in Shopping-Malls ausgestellt. Und da bin ich auf die Idee gekommen, dass Shoppen auch ein Ausdruck von Kreativität ist. So gesehen, erzählen Einkaufssackerln persönliche Geschichten.“

Der Schriftzug auf seinen Taschen zeugt von einem anderen Faible des Künstlers, der „Pixelsituation“. Die Worte auf den „Bag Objects“ etwa werden aus vielen scheinbar verwirrenden Punkten geformt, die Schrift selbst kann nur von einem Blickwinkel aus gelesen werden. Das wiederum geht zurück auf die Grundaussage von Norbert Brunner, um die es ihm immer geht: „Der Betrachter muss selbst entscheiden, was rauskommt. Es kommt immer auf die Sichtweise an“. Und mit dieser Einstellung konnte sich Brunner auch mit dem Opernball anfreunden: „Natürlich haben mich viele gefragt: Was hat Kunst mit dem Opernball zu tun und überhaupt, jetzt in der Wirtschaftskrise, wie kann man nur? Da hab ich mir gedacht: Ah, das ist
eine heikle Sache, die greif ich an.“

Scheich am Würstelstand. Gerade in der Wirtschaftskrise fände er es eine „Augenauswischerei“, wenn Firmenchefs sagen, sie gehen aus Solidarität mit den Mitarbeitern nicht zum Ball. „Denn Fakt ist nun mal, dass dort Geschäfte abgeschlossen werden. So entstehen Arbeitsplätze, und das ist für die Gesellschaft von Vorteil. So ungern man das sehen will, das gehört dazu. Man kann nicht mit einem Scheich zum Würstelstand verhandeln gehen und sagen, ja, derzeit ist leider nur eine Burenwurst drin. Oder anders gesagt: Mit einem Opel Kadett Baujahr ’73 wird man kein Formel-1-Rennen gewinnen.“

Also wird Norbert Brunner am Opernball tanzen. Obwohl – das mit dem Tanzen ist noch fraglich. „Ich war nie ein Ballgeher. Die Tanzschule hab ich verweigert, das war mir zu militant. Aber jetzt hab ich festgestellt, sakradi, das wird eng mit dem Walzer. Letztens haben wir dann auf einem Raststätten-Parkplatz geübt um zwei Uhr in der Früh.“ Gut, dass es wohl eh zu voll sein wird zum Tanzen: „Das ist wahrscheinlich meine Rettung. Die Schritte sieht ja dann keiner. Dann muss ich nur obenrum professionell aussehen.“

Plakat zum Opernball
Plakat zum Opernball(c) Norbert Brunner

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