Die Ich-Pleite: Lebender Gelsenstecker

Jetzt beginnt wieder die schöne Jahreszeit, wo ich mich vor lauter Einladungen nicht erwehren kann.

Täglich flattert ein E-Mail ins Haus, in dem ich aufgefordert werde, zu einer Gartenparty zu kommen, einem Open-Air-Konzert, einem netten Grillfest in der Nachbarschaft, einem Freundinnen-Picknick, einem Kindergeburtstag mit Hüpfburg und Clowns. Jeder möchte mich gern dabeihaben. Und wenn es eine begrenzte Gästezahl gibt und nur mehr die Wahl zwischen mir und Conchita Wurst, werde ich gewählt. Obwohl ich nicht singen, nicht tanzen, nicht hübsch smalltalken, nicht schmähführen und nicht von der großen weiten Welt erzählen kann. Aber ich habe andere Qualitäten. Die gerade im Sommer speziell gefragt sind: Ich bin besonders beliebt – bei Gelsen.
Man braucht mich nur irgendwo im Garten aufzustellen – am besten in der Nähe der Tanzenden – und schon sind alle Gäste vollkommen gelsenfrei. Selbst wenn es ein bisschen kühler sein sollte und ich dicke Jeans trage – wenn irgendwo ein Gelsentier auf der Suche nach Futter für ihren Nachwuchs ist, es wird mich finden. Menschen, die mich nach einer Gartenparty sehen, fragen mich, ob ich mit so einem heftigen Masern-Anfall nicht besser zuhause im Bett geblieben wäre. Ich bin ein lebender Gelsenstecker. Nur besser. Denn kein Gelsenmittel der Welt ist auch nur annähernd so zuverlässig wie ich. Ich sollte mich patentieren lassen. Würden mich Gelsenmittel-Hersteller als Stechtestdummy einstellen, müsste man die mit der Herstellung von Gelsenmitteln betrauten Chemiker jedes Pharma­unternehmens noch einmal zurück ins Labor schicken. Tut uns leid, Jungs, aber den Annemarie-Standard habt ihr noch nicht erreicht. 

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