Die Ich-Pleite: Thermenmann

Positiv denken hilft. Ich habe das überprüft. Neulich bei meinem Thermenwartungstermin.

Zwischen zehn und zwölf wollte der Thermenmann da sein. Normalerweise hätte ich gesagt: Klar! Ich sag alle Termine ab und bleib den ganzen Vormittag daheim. Und dann wird es zehn, es wird elf, es wird 11.30, es wird zwölf, und der Thermenmann wird nicht gekommen sein. Aber meine Freundinnen sagten: So darf man nicht denken! Dadurch zieht man das Negative an. Und wenn es eintritt, ist man selbst schuld. Also hab ich es genauso gemacht, wie es mir meine Freundinnen geraten haben. Ich habe mich vorher innerlich darauf konzentriert, dass der Mann vom Thermenservice pünktlich sein wird. Jeden Tag beim Schlafengehen habe ich mir ein Mantra vorgesagt: Der Thermenmann wird genau um zehn läuten. Ich verdiene mir einen Thermenmann, der pünktlich ist. Ich werde keinen sinnlosen Thermenwartungswartevormittag verbringen. Der Thermenmann wird genau um zehn läuten. Ich verdiene mir einen Thermenmann usw. Jedes Quäntchen Zweifel habe ich in doppeltem Mantra erstickt. Am Thermenwartungstag bin ich heiter und friedlich aufgestanden und habe mich vollkommen eins gefühlt mit dem Kosmos. Ich habe gespürt, wie Licht durch mich hindurchfließt. Ich habe mich um elf Uhr im Kaffeehaus verabredet, so sicher war ich, dass der Thermenmann da schon dagewesen sein wird. Du musst das Ereignis visualisieren, haben meine Freundinnen gesagt. Und wirklich, genau in dem Moment, als der Thermenmann vor meinem inneren Auge auf meine Klingel drücken wollte, hat es geläutet! 10.05! Und um 10.35 war er fertig. Einziger Nachteil: Die Wartung hat 350 Euro gekostet. Falsches Mantra, haben meine Freundinnen dann gesagt.

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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