Die Ich-Pleite: Datenbankmensch

Was macht man, wenn einen ein netter Mensch zu einem Kaffee einlädt, der sehr lange über Autos sprechen und einem total ausführlich erklären kann, wie ein Ironman-Trainingsprogramm aussieht?

Manche Menschen würden einfach „Nein“ sagen. Vielleicht wertschätzend verpackt: „Du, wahnsinnig lieb! Ich freue mich riiiiieesig, aber ich möchte lieber nicht.“ Wenn er zurückfragt, „Warum nicht?“, würden diese Menschen sagen: „Das möchte ich eigentlich nicht begründen.“ Und sie würden nicht hinzufügen: „Tut mir echt leid!“ Andere Menschen hingegen möchten dem Datenbankmenschen die Zurückweisungsdemütigung ersparen und sagen sich: Okay, ein kleiner Kaffee ist ja nicht so schlimm. Sprich: „Ja, gern!“ Aber: „Blöderweise geht es erst übernächsten Montag. Und da nur von 9.15 bis 9.35.“ Diese 20 Minuten sollte man für eine Imagekorrektur nützen. Nicht mehr lieb lächeln und nachfragen, sondern von sich erzählen: „Puh, im Freien übernachten kommt für mich gaaar nicht infrage! Ich hab eine total empfindliche Blase. Wenn ich einen Gebirgsbach nur sehe, bekomme ich schon eine Blasenentzündung.“ Oder: „Im Frühjahr hatte ich eine depressive Phase, aber seit der Familienaufstellung geht es mir besser. Ich kann sogar die Medis schon wieder absetzen.“ Oder: „Bisher konnten sich die Männer nie ganz auf die Beziehung einlassen. Und Paartherapie bringt es auch nicht: Man investiert unpackbar viel Zeit und Geld, und danach trennt man sich doch. Okay, vielleicht verhindert man einen Rosenkrieg. Das ist aber auch schon alles.“ Spätestens nach zehn Minuten wird er ein wichtiges SMS kriegen und leider, leider das Lokal fluchtartig verlassen müssen. Man sollte nur schauen, dass er den Kaffee vorher gezahlt hat.

Schaufenster.DiePresse.com/DieIchPleite

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