Die Ich-Pleite: Heißblütig

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Blondinen: Heißblütiger als Brünette (vgl. Brünette)“, heißt es in Flauberts „Wörterbuch der Gemeinplätze“.

Und ein paar Lexikoneinträge später: „Brünette: Heißblütiger als Blondinen (vgl. Blondinen)“. Wandert Mann also oft genug hin und her zwischen Blondinen und Brünetten, wird er zum Profiteur einer ins Unendliche gesteigerten Heißblütigkeit. Vielleicht liegt hier auch der Grund dafür, dass in der zum Leidwesen der Fans schon wieder abgelaufenen Kuppelsendung „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ die Männer gern Haarfarben­toleranz zeigen: „Ob do ane blond is oder dunkel, des is ma weniger wichtig.“ Viel wichtiger ist den meisten, dass „die Dame“ gern auf eine Runde mit dem Mountainbike mitkommt. Den Frauen in der Sendung ist wieder etwas anderes am wichtigsten, und zwar – erraten: der Humor. Gemeint ist dabei wohl nicht der ungewollte Humor, wenn die Kamera genüsslich Einrichtung und Wohndecors der Single-Herren abfilmt.

Angesichts des zwanghaft nützlichen Mobiliars Marke „abwaschbar“, aufgehübscht mit Nippes aus dem Salon des Grauens, wird wohl schon so mancher Humorsucherin das Lachen vergangen sein. Positiv gesagt: Die harsche Aufgeräumtheit der zur Schau gestellten Manneswohnungen widerspricht immerhin vehement dem Gemeinplatz, den man aus Studentinnentagen mit sich herumträgt und der offenbar schon zu Flauberts Zeiten ein solcher war: „Junggesellenbude: Immer schmutzig, verstaubt, unordentlich. Obszöne Bilder an den Wänden. Überall liegt Frauenkram herum. Abgestandener Zigarettenrauch. Und das Bett immer ungemacht. Da käme allerhand zum Vorschein.“ So oder so, eines wird die Frauen daran hindern, sofort mit dem Mountainbike Reißaus zu nehmen: ihre unbezähmbare Heißblütigkeit.

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