Ein Schritt hin zu größerer Vielfalt? "Germany's Next Topmodel"-Teilnehmerin Giuliana Farfalla ist am Cover des "Playboy" zu sehen - als erstes Trans-Model. Sie selber will aber nicht als Transgender-Model erfolgreich sein.
Erstmals in der Geschichte des deutschen "Playboy" hat das Männermagazin eine Transsexuelle auf dem Titel. Vor ihrem nächsten großen Fernsehaftritt - nachdem sie als Teilnehmerin in vergangenen Staffel der ProSieben-Show "Germany's Next Topmodel" zu sehen war - zog sich Giuliana Farfalla (21) für die Zeitschrift aus. Die neue Ausgabe erscheint am 11. Jänner.
Die 20-Jährige Nordirin gewann 2018 bei einer regionalen Miss-Wahl den ersten Platz und sorgte damit für Schlagzeilen. Jetzt landete sie einen begehrten Deal. Grant wird das Gesicht der US-Beauty-Marke Benefit und soll für den "Roller Liner" Eyeliner die Werbetrommel schlagen.Damit reiht sie sich in eine kleine Gruppe an Models mit Trisomie 21, die seit wenigen Jahren die glatte Modewelt aufmischen. Benefit Für das Model Marian Avila ging Anfang September ein Traum in Erfüllung. Sie lief bei der New York Fashion Week über den Catwalk. Ein Karrieresprung, der für viele beachtlich ist, doch für die 21-Jährige noch mehr: Die Spanierin kam mit dem Down-Syndrom zur Welt. Avila arbeitet seit zwei Jahren als Model, in New York wird sie Abendkleider aus der Kollektion von Designerin Talisha White tragen, die sich für Inklusion und die Stärkung der Frauenrechte einsetzt. Diese Botschaft will auch das junge Model vermitteln: "Wir sind alle unterschiedlich. Aber eigentlich auch gleich. Wir sollten alle stolz darauf sein, einzigartig zu sein und für unsere Träume kämpfen." Die Australierin Madeline Stuart hat sich als Model mit Down-Syndrom bereits einen Namen gemacht. Sie hat in New York zuvor bereits eine eigenen Kollektion vorgestellt. (c) REUTERS (ANDREW KELLY) Die Modelinie besteht aus sportlicher, bequemer Alltagskleidung. "Alle sollen sich darin wohlfühlen und sich selbst mögen", sagte Stuarts Mutter Rosanne, die nach eigenen Angaben die Kollektion gemeinsam mit ihrer Tochter entworfen hat. Laut ihrer Mutter hat Madeline Stuart "als einziger Mensch mit geistiger Behinderung" ein Arbeitsvisum für die USA erhalten. (c) REUTERS (ANDREW KELLY) Die 20-Jährige präsentierte 2017 die Kleidung ihres Labels "21 Reasons Why", dessen Name auf die offiziell Trisomie 21 genannte Chromosomenstörung anspielt (c) REUTERS (ANDREW KELLY) Katie Meade war das erste Model mit Down-Syndrom, das für ein Beautylabel Werbung machte. Die 32-jährige Amerikanerin stand für die Haarpflegekampagne von "Beauty & Pin-ups" vor der Kamera. CEO Kenny Kahn wollte Meade verpflichten, weil die neue Linie "Fearless" (zu Deutsch furchtlos) heißt - und Meade das perfekt verkörpere. So möchte die 32-Jährige, die zuvor noch nie professionell vor der Kamera stand, andere inspirieren und zeigen, dass man trotz Behinderung viele Möglichkeiten hat. Diandra Forrest ist das Gesicht der Kosmetikfirma "Wet n Wild", damit ist sie das erste Model mit Albinismus, das als Testimonial einer großen Kosmetikkampagne engagiert wurde. Instagram (diandraforrest) Diandra Forrest, die Sie vielleicht von Calvin Klein-Anzeigen und einem Beyoncé-Musikvideo kennen, arbeitet mit vier weiteren ungewöhnlichen Modellen zusammen. Mit dabei sind unter anderen Mama Cāx, eine Krebsüberlebende und Aktivistin, und Valentijn De Hingh, ein Transgender-Autor, DJ und Model. Instagram (diandraforrest) Gegenüber der Plattform "Refinery29" sagte Diandra Forrest, dass es immer ihr Ziel gewesen sei, andere mit Albinismus zu vertreten und die Situation in der Mode- und Schönheitsindustrie zu normalisieren, weil hier die Melanin-Störung häufig noch sensationalisiert wird. Instagram (diandraforrest) Szenenwechsel. Tätowiert ist sie auf Händen und Füßen, die lange Mähne trägt sie rockig: Caitin Stickels, 29 Jahre, aus Seattle, ist ein Model mit außergewöhnlichen äußerlichen Merkmalen. Instagram/@caitinkitten Das wäre schon extravagant genug für die glatte Modeindustrie. Dennoch hat Stickels noch ein weiteres Merkmal, das vielleicht erst auf den zweiten Blick auffällt: Sie ist erkrankt am Katzenaugen-Syndrom, einer erblich bedingten Krankheit. "Katzenaugen" deswegen, weil die Iris bei Betroffenen häufig vertikal-oval gespalten sein kann (aber nicht sein muss). Auch andere äußerliche Merkmale gehen häufig mit dem Syndrom einher - wie etwa ein Verlauf der Augenlidachsen schräg nach außen und unten. Instagram/@caitinkitten Stickels geht mit ihrer Erkrankung ganz offen um. Auf ihrem Profil beim Fotodienst Instagram zeigt sie sich in intimen Posen, häufig in märchenhaft-verspieltem Stil. Instagram/@caitinkitten Dem bekannten Fotografen Nick Knight fiel Stickels' Instagram-Profil auf - und er buchte sie für ein Editorial-Shooting für das Magazin "V". Das Ergebnis war ein Erfolg: Rund um den Globus applaudierten Modefans dem High-Fashion-Shoot. "Ich habe nie davon geträumt, ein Model zu sein oder Teil der Modeindustrie", schrieb Stickels in dem Magazin, "ich bewunderte sie immer aus der Ferne und versuchte in der Zwischenzeit, mich selbst durch Mode, Fotografie und Kunst auszudrücken." Der Fotograf Knight und das Magazin hätten immer wieder Augen geöffnet und der Welt eine Chance gegeben, meint Stickels: "Sie haben dasselbe mit mir gemacht." Instagram/@nick_knight Alles andere als gewöhnlich: Als "bionisches Model" ist Rebekah Marine bekannt, die auch schon bei der New York Fashion Week über den Laufsteg schritt. Instagram/@rebekahmarine Die 28-jährige US-Amerikanerin modelt immer wieder mit und ohne ihrer bionischen Armprothese. Ihr Ziel ist es, einmal von der "Vogue" abgelichtet zu werden. Instagram/@rebekahmarine Kanya Sesser kam ohne Beine zur Welt, lässt sich davon jedoch nicht aufhalten. Wenn sie nicht gerade mit dem Skate- oder Surfboard unterwegs ist, steht sie auch vor der Kamera. Instagram/@kanyasesser Unter anderem arbeitete die 23-jährige Kalifornierin schon für Billabong. Außerdem trainiert sie für die Paralympischen Winterspiele 2018. Instagram/@kanyasesser Anders als andere Models ist auch Chantelle Winnie, doch genau dadurch ist sie auch so erfolgreich. Das Model leidet unter der Pigmentstörung Vitiligo und wurde schon von Diesel und Desigual unter Vertrag genommen. Instagram/@winnieharlow Ohne Tattoos, jedoch mit einer Beinprothese zeigte sich das deutsche Model Mario Galla nicht nur in der Werbung für die Tierschutzorganisation Peta, sondern auch am Laufsteg von Michael Michalsky. Melanie Gaydos leidet unter einer Erbkrankheit namens ektodermale Dysplasie, wodurch ihr unter anderem Haare und Zähne fehlen. Trotzdem ist sie ein erfolgreiches Model und sieht ihre Arbeit auch als Therapie. Instagram/@melaniegaydos Soziale Inklusion in der Modewelt Geboren wurde Farfalla 1996 im Breisgau als Pascal Radermacher. Sie ist die erste bestätigte Teilnehmerin des diesjährigen Dschungelcamps ("Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!"), einer RTL-Fernsehshow, am 19. Jänner losgeht.
Will kein Transgender-Model sein Giuliana Farfalla am Playboy-Februarcover Instagram/@playboygermany
Laut "Playboy"-Mitteilung würde sich Farfalla wünschen, als Frau erfolgreich zu sein, nicht als Transgender-Model. Bereits mit ihrer Teilnahme an Heidi Klums Casting-Format habe sie anderen Transgendern und Transsexuellen Mut machen wollen. Nachdem sie sich nach eigenen Worten schon als Kind "im falschen Körper" gefühlt habe, vollzog sie mit 16 auch den Schritt zur Frau mit einer Geschlechtsanpassung.
"Playboy"-Chefredakteur Florian Boitin sagte: "Giuliana Farfalla mag die erste Transsexuelle überhaupt auf dem Titel des deutschen 'Playboy' sein. In erster Linie ist sie aber eine ganz besondere Frau." Das Magazin sehe sich mit seinem neuen Titelmodel "ganz in der Tradition von Gründer Hugh Hefner, der sich zeitlebens für die Freiheit des Einzelnen stark gemacht hat und entschlossen gegen jegliche Form von Ausgrenzung und Intoleranz eingetreten ist". Nach dem Tod von Hugh Hefner im Herbst 2017 war auch am US-amerikanischen Titel ein Transgender-Model zu sehen - Ines Rau.
Sieben Playmates, vierzehn Cover: Eine besondere Aktion hat sich das US-amerikanische Männermagazin "Playboy" einfallen lassen. Sieben alte, bekannte Cover des Hefts wurden mit den Originalmodels nachgestellt - die, klarererweise, heute schon um einiges älter sind als damals. Wie wenig Unterschied der Alterssprung macht, zeigen die Fotos auf eindrucksvolle Art und Weise. "Einmal Playmate, immer Playmate", sagte schon "Playboy"-Gründer Hugh Hefner. Im Bild: Candace Collins war das Dezember-Playmate 1979. An ihre Zeit als Playboy-Model erinnert sich die heute 60-Jährige übrigens gerne zurück: "Erst heute weiß ich, wie besonders die Shootings waren und ich schätze mich sehr, sehr glücklich, Teil dieser außergewöhnlichen Schwesternschaft zu sein." Playboy / Ryan Lowry Das Magazin, berühmt und umstritten wegen der Nacktbilder von jungen Frauen, macht also mit bei der gesellschaftlichen Bewegung hin zur Alterslosigkeit. Die Idee für die Strecke hatte der Sohn von Hugh Hefner, Cooper, dessen Mutter das Playmate Kimberly Conrad ist. Cooper Hefner - der als Nachfolger seines berühmten Vaters positioniert wird - fragte Conrad zum Muttertag, ob sie erneut für ihr August-Cover 1988 posieren möchte... Playboy / Ben Miller ...das so aussieht. Conrad war in den 1990er-Jahren mit Hugh Hefner verheiratet, sie haben zwei Söhne. Conrad soll die "Playboy Mansion", die legendäre Villa Hefners, für die Kinder zu einem konservativen Haushalt gemacht haben. Playboy Ein wahrhaft ikonischer Auftritt auf dem "Playboy"-Cover war jener von Renee Tenison: Sie war die erste Afroamerikanerin, die zum "Playmate des Jahres" gekührt wurde - und zwar im Jahr 1990. Im Bild: Tenison auf dem Juni-Cover des "Playboy" 1990 Playboy "Als die Ausgabe herauskam, waren die Reaktionen zu 90 Prozent positiv und vielleicht zehn Prozent mochten sie vielleicht nicht", erzählt Tenison über die Epoisode: "Wenn man darauf zurückblickt: Alle großen Models von Christy Turlington bis hin zu Naomi Campbell haben nackt posiert. Ich betrachte es als Kunstform. Nicht jeder tut das, aber ich tue es." Playboy / Ben Miller Playmate Lisa Matthews ließ sich ebenfalls zu einer Neuauflage ihres Covers vom Juni 1991 überreden: Das "Playmate of the Year" 1991 posierte als "All-American Girl". Playboy Matthews erinnert sich daran, wie sie Leute ansprachen und ihren Namen kannten: "Und dann sagten sie: 'Ich glaube, ich habe dich in einem landesweit erscheinenden Magazin gesehen.' Und ich saß dann da und sagte: 'Oh, in welchem denn?' Weil man muss das sagen. Wenn man schon den Mut hat, herzukommen und mich anzusprechen, dann wirst du es auch schaffen, 'Playboy' zu sagen." Eine solche Szene sei ihr übrigens auch im Vatikan passiert. >> zur umfangreichen Strecke auf der "Playboy"-Website Playboy / Ben Miller Einmal Playmate, immer Playmate (APA/dpa)
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