Randerscheinung: Lagerkoller

Der Jüngste ist also wiederhergestellt, doch die zwei Wochen haben Spuren hinterlassen.

Der Jüngste war also zwei Wochen krank. Für sich genommen nicht weiter schlimm, zuerst haben sich irgendwelche Viren eingenistet, nach einiger Zeit offenbar Bakterien dazugesellt. Mit dem viel zu spät verabreichten Antibiotikum hat sich dann alles wieder eingerenkt (es ist übrigens schon eigenartig, mit welcher Selbstverständlichkeit wir mit dem Zaubertrank Penicillin hantieren, der binnen eines Tages aus einem fiebrigen, hustenden, elenden Wurmerl einen fröhlichen, lauten, wilden Buben machen kann). Der Jüngste ist also wiederhergestellt, doch die zwei Wochen haben Spuren hinterlassen. Er ist blasser und spitzer als sonst (wie fremd die eigenen Kinder plötzlich wirken können, da reicht ein Besuch beim Friseur oder eine appetitlose Woche). Vor allem aber ist unser Rhythmus beim Teufel. Da wird mitten am Tag stundenlang geschlafen, dafür in der Nacht zu Unzeiten aufgewacht, alle sorgsam installierten Zubettgeh-Rituale gelten längst nicht mehr. Gegessen wird alles und immer, nur nicht das, was zu den üblichen Essenszeiten angeboten wird. Alle möglichen Spiele haben wir 14 Tage lang immer und immer wieder gespielt, bis der Spaß nach und nach einer schalen Wiederholroutine gewichen ist. Die Lieblingspuzzles müssen nun für eine Zeit ganz hinten in den Kasten verräumt werden, in der Hoffnung, dass sie danach wieder jemand zusammenbauen will. Und wir brauchen dringend eine Uno-Pause. Aber der Lagerkoller, der sich dick und fett bei uns breitgemacht hat, will trotzdem nur sehr langsam weichen. Wir warten ungeduldig auf einen normalen Morgen, wenn alle endlich wieder hastig in Richtung Kindergarten, Schule und Arbeit aufbrechen dürfen. Das sollte man sich merken, für den nächsten grauen Montagmorgen nach einem schönen Wochenende. 

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