Randerscheinung: "M"

Alle guten Dinge beginnen mit M. Muttertag, Matura und Mai zum Beispiel.

Muttertag ist ja leider vorbei, die Blumen schon ein bisserl welk, die Bonbonniere immerhin noch nicht abgelaufen. Für mich wird niemand so ein schönes Gedicht auswendig gelernt haben. Wobei der Jüngste schon angekündigt hat, mir am Vatertag auch eine Freude machen zu wollen. Bin schon gespannt. Die Matura steckt mittendrinnen fest. Dabei ist die überstandene schriftliche ohnehin das viel Schlimmere. Die mündliche hat nur einen Nachteil: Man muss den Maturaanzug anziehen. In der Regel fühlt man sich darin nicht besonders wohl. Später aber einmal, wenn man rätselt, wie man da jemals hineingepasst haben soll (und wie man die Fragen richtig beantwortet hat), wäre man sehr, sehr froh, wenn man sich körperlich noch einmal so unwohl fühlen könnte wie damals vor dieser Kommission. Mai wiederum ist der erste Monat ohne r. Und in Monaten ohne r darf man barfuß gehen. Unter anderem. In Monaten mit r muss man Schnee schaufeln. So habe ich das zumindest noch gelernt. Barfuß gehen wiederum gehört eindeutig in die Best-things-in-life-are-free-Ecke. Schuhe und Socken sind der Anfang des Endes unserer Freiheit (am schlimmsten übrigens die „guten“ Schuhe, gegen die man seine Turnschuhe bei der mündlichen Matura eintauschen muss)! Na gut, da war ich vielleicht eine Spur zu pathetisch. Aber im Mai, bitte schön, darf man so übertreiben, der Mai tut das ja selbst dauernd. Den Flieder zum Beispiel lässt er für zehn Tage Blüte das ganze Jahr lang unscheinbar in der Ecke herumstehen. Dass man sich seine Kräfte gut einteilen soll, hat er noch nie gehört, dieser Angeber. Und wenn es wieder unerfreulich wird, sollen sich dann andere darum kümmern. Die mit dem R – und ganz ohne das M.

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