Randerscheinung: Ruhm

Neulich ist also Paul McCartney nach der Emmy-Preisverleihung dabei gescheitert, eine dieser After-Award-Partys zu besuchen.

Der Türsteher hat ihn nicht erkannt. Der Beatle (Ex-Beatle, wie es meist heißt, ist doch reichlich kleinlich) hat einen Witz gemacht („Ich brauche wohl wieder einmal einen Hit“) und ist einfach wieder gegangen. Der Gastgeber, irgendein C-Rapper, hat sich danach wortreich sozialmedial entschuldigt, ihm war der Fehler seines Angestellten natürlich peinlich. Keine große Sache also. Ich finde diesen Vorfall trotzdem aus zwei Gründen bemerkenswert. Erstens verstehe ich nicht hundertprozentig, warum irgendjemand – und sei er noch so berühmt – überall uneingeladen Zutritt haben sollte. Ich möchte zum Beispiel nicht, dass McCartney unangemeldet vor meiner Tür auftaucht, trotz meiner großen Sympathie für ihn und die Beatles. Wobei es irgendwie rührend ist, dass der ältere Herr immer noch nachts um die Häuser zieht. Zweitens: Irgendwann kommt der Punkt, an dem jeder Ruhm verblasst. In meiner Generation wird ein Beatle zwar immer ein Beatle bleiben und man wird auch den Namen Mick Jagger nur mit großer Ehrfurcht aussprechen, aber einem jungen Türsteher bedeutet all das natürlich nichts. Meine Buben kennen die Musik der Beatles von alten CDs, die bei uns herumkugeln, Paul McCartney würden sie trotzdem nicht erkennen, glaube ich. So wie ihnen auch Plácido Domingo nichts sagt, der bei der Fußballübertragung der Champions League in Barcelona auf der Tribüne sitzt. Dafür werden sie auch noch in dreißig Jahren ehrfürchtig murmeln, wenn Lionel Messie irgendwo auftritt. Oder Kanye West. Dessen Frau würde ich immerhin sofort erkennen. Ich muss noch sicherheitshalber meinem Türsteher Bescheid geben.

Schaufenster.DiePresse.com/Randerscheinung

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