Randerscheinung: Zu Besuch

Der Älteste ist nun tatsächlich ausgezogen.

Also geschlafen hat er ja schon regelmäßig in seiner ersten Wohnung, die er seit knapp einem Monat so nach und nach in Besitz nimmt. Und mit seinem immer leerer werdenden Zimmer fühlt sich unser Zuhause nun anders an. Am vergangenen Sonntag haben wir ihn, nachdem er ein paar Tage weg war, nach Hause zum Essen eingeladen (wie das klingt), worauf er am Telefon geantwortet hat: Er kann nicht, er muss lernen. Aber er kommt später wahrscheinlich eh noch vorbei, weil er noch ein paar Sachen holen muss. Er ist dann am späteren Nachmittag wirklich noch gekommen, hat sich zuerst gierig über das restliche Mittagessen hergemacht, ist danach in die volle Speis („das lernt man erst mit einigem Abstand so richtig schätzen“), hat mit seinen Brüdern geblödelt (der Mittlere hat schon wieder einmal ganz nebenbei fallen lassen, man dürfe auch schon mit 16 Jahren ausziehen, mit Zustimmung der Eltern) und mit uns geplaudert. Es war sehr gemütlich. „Du könntest doch heute hier schlafen und erst morgen wieder in die Wohnung fahren“, habe ich dann irgendwann vorgeschlagen. Aber er hat nicht einmal überlegt: „Nein, das geht nicht, ich habe ein paar Sachen nicht hier, die ich heute noch brauche.“ Wir haben dann, wie schon öfter in den vergangenen Wochen, einen Kofferraum vollgepackt, sind am Abend zu seiner Wohnung gefahren und haben Zeug rauf- und runtergetragen. Beim Verabschieden war ich dann das erste Mal ein bisschen traurig, weil ich gespürt habe: Man zieht nicht an einem einzelnen Tag aus, sondern irgendwann kommt man nicht mehr einfach heim, sondern nur mehr zu Besuch nach Hause. So weit ist es aber noch länger nicht. Und bis dahin kann ich in Ruhe überlegen, was wir dann mit der drittelsturmfreien Bude anfangen. 

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