Randerscheinung: Strumpfknappheit

Der Auszug des Ältesten hat Auswirkungen auf mein Leben, die erst jetzt langsam in vollem Ausmaß sichtbar werden.

Neben seinen Möbeln (was abgesprochen war) hat er nämlich auch praktisch alle Socken mitgenommen (was definitiv nicht ausgemacht war). Als ich die traurigen Reste in meiner Sockenlade gesehen habe (löchrige, einzelne, ausgeleierte, zu kleine, zu kurze, von den Strapazen der Jahre gezeichnete, jeweils nur für die gerade andere Jahreszeit geeignete und Exemplare mit erschöpftem Gummi), dachte ich zunächst, die werden sicher noch irgendwo in der Wäsche sein. Aber selbst nach einem Blick in die Waschmaschine und einer Tiefengrabung im Schmutzwäschebehälter, die gegen das Frackingverbot verstoßen hätte, sind keine zusätzlichen Socken mehr aufgetaucht. Inzwischen ist also klar: Der Älteste hat mit seinem Auszug nicht nur eine diffuse Leere in meinem Leben, sondern auch eine ganz konkrete in meiner Garderobe hinterlassen. Dabei unterstelle ich ihm überhaupt keine Absicht: Denn zig dunkelblaue, schwarze und graue Socken in gleicher Größe auseinanderzuhalten, ist schon prinzipiell gar nicht möglich. Und ich habe ja auch immer einfach das nächste saubere Paar angezogen, ohne mir Gedanken zu machen, ob es mir gehört oder nicht. Dass in Summe Strumpfknappheit herrscht, wurde immer nur deutlich, wenn wir für einen gemeinsamen Urlaub gepackt haben. Keiner kam für sich allein auf die erforderliche Anzahl Socken pro Nächtigung, was aber in den angesteuerten Flip-Flop-Destinationen nie wirklich virulent geworden ist. Ich weiß jedenfalls schon, was ich mir heuer zu Weihnachten wünsche. Und wenn der Älteste nach den Feiertagen zurück in seine Wohnung will, muss er vorher durch die Gepäckkontrolle.

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