Die Ich-Pleite: Wunderding Smartphone

Gerade als die Maschinen begonnen haben, sich zum besseren Menschen zu entwickeln, und wir nach einer Beschäftigung für das posthumane Zeitalter suchen wollten, ist das Smartphone erfunden worden.

Zehn Jahre ist das jetzt her. Inzwischen ist uns das Smartphone schon so lieb wie ein Familienmitglied. Manche würden sogar sagen: lieber. Das Smartphone ist nie grantig, kürzt einem nicht das Taschengeld und schnarcht nicht. Stattdessen weiß das Smartphone immer die neuesten Fußballergebnisse, wie viel 356 mal 697 ist, und wo man einen Humidor kaufen kann. Durch das Smartphone haben wir auch mehr Zeit. Wir müssen nicht so lange im Büro bleiben, weil das Büro mit nach Hause geht. Es fährt sogar mit in den Urlaub. Es sitzt mit uns am Strand in Caorle und beim Abendessen im Romantikhotel, in das wir gefahren sind, damit wir uns wieder einmal länger in die Augen schauen als auf unseren E-Mail-Account.

Wenn das nicht klappt, googelt das Smartphone mit uns eine Paartherapeutin. Oder einen Scheidungsanwalt. Das Smartphone ist auch dann noch da, wenn seine Klamotten, sein Rasierapparat und seine CD-Sammlung schon weg sind. Und später, wenn auch die Klamotten, der Rasierapparat und die CD-Sammlung vom Partnerbörsen-Partner wieder weg sind. Dann surft das Smartphone mit uns auf Shoppingseiten, denn Pullover und Kaffeeautomaten kann man einfacher wieder zurückschicken, wenn sie nicht passen. Allein im Bett liegen wir trotzdem nicht, neben uns liegt ja das Smartphone. Es ist da, wenn wir einschlafen, und immer noch da, wenn wir aufwachen. Wenn wir wollen, schnarcht es vielleicht sogar. Nur kuscheln kann es nicht. Nicht einmal das Wunderding Smartphone ist ganz ohne Nachteile.

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