Randerscheinung: Unverschämtes Glück

Florian Asamer
Florian AsamerSchaufenster
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Wir spielen neuerdings beim Frühstück Würfelpoker.

Dass im Morgengrauen die Würfel klackern, ist an sich ja nicht ungewöhnlich. Normalerweise tun sie es allerdings noch (unrasierte Gesichter, dichter Rauch und ein letzter Versuch, das zuvor verlorene Vermögen doch noch zurückzugewinnen) und nicht schon (Pyjama, Augenbazerln und kalter Küchenboden). Doch als Frühaufsteher-Trio muss man die Minuten bis zum Schulegehen auch irgendwie herumbringen. Und bei Risiko, dem momentanen Brettspielfavoriten des Jüngsten, geht sich nicht einmal das aufwendige Aufbauen aus. Obwohl Würfelpoker ein recht simples Spiel ist (also motorisch), schafft es der Jüngste doch regelmäßig einen der fünf Würfel nicht im Würfelbecher, sondern in meinem Kaffeehäferl unterzubringen, auch die Würfel auf der dafür vorgesehenen Würfelwiese landen zu lassen, will (ja, klar geht es nur ums Wollen) nicht so recht gelingen.

Wir sollten es vielleicht besser Würfelsuchen nennen. Der Mittlere hat wieder einmal unverschämtes Glück. Wobei ich nicht sicher bin: Ist es überhaupt noch Glück, wenn er immer Glück hat? Oder anders gefragt: Kann man würfeln können? Denn er gewinnt ja nicht taktisch, weil er rechtzeitig ein Full House streicht und lieber sichere Punkte für drei Sechser schreibt oder so. Nein, er serviert einen Sechser-Poker nach dem anderen, mit dem Sechser auf der Küchenuhr ergibt das schon ein Grande. 170 Punkte wären das. So viel schaffe ich mit zehn Mal drei Würfen oft nicht. Würfeln ist übrigens eine ideale Schule in Sachen Lockerlassen: Auch wenn man den Becher zwanzig Mal schüttelt, kommt nichts besseres heraus als wenn man alles irgendwie hinnudelt. Der Mittlere hat eine Straße. Die große natürlich. Wird Zeit, dass sein Bus geht.

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