Der Neue bei Wien-Wein: 90.000 Flaschen mit 22 Jahren

Der Neue bei Wien-Wein
Der Neue bei Wien-WeinRaimo Rudi Rumpler
  • Drucken

Der junge Winzer Thomas Huber aus Neustift am Walde wurde soeben – nun auch offiziell – als sechstes Mitglied der Wien-Wein-Winzer präsentiert.

„Ich bin das Enkerl vom ehemaligen großen Fuhrgassl-Huber.“ Mit diesen Worten hat sich Thomas Huber nicht nur als neues Mitglied der Wien-Wein-Gruppe vorgestellt. Der 22-jährige Winzer machte damit auch gleich klar, wer in Zukunft beim Wiener Traditionsheurigen Fuhrgassl-Huber das Sagen hat. Nachdem „Die Presse“ bereits Ende März über das neue, mittlerweile sechste Mitglied der Winzervereinigung berichtete, wurde der Neuzuwachs nun auch gestern, Montag, offiziell im Restaurant Dstrikt im Hotel Ritz-Carlton vorgestellt.

Als Wien-Wein im Jahr 2006 – damals noch von den Winzern Wieninger, Edlmoser, Christ und Zahel (der 2010 ausgetreten ist) – gegründet wurde, besuchte Huber noch die Weinbauschule in Krems. „Mit 19 hab ich Wien-Wein so richtig wahrgenommen. Da ist mir aufgefallen, dass die Landessieger oft das Wien-Wein-Logo auf den Flaschen hatten“, sagt Huber. Zwei Jahre später (2012) war er dann selbst Landessieger, für seinen – gemeinsam mit dem Großvater Ernst Huber produzierten – kräftigen Gemischten Satz. „Da hat mir Fritz Wieninger gratuliert und gemeint, ich wär ein Kandidat für Wien-Wein. Das hab ich im Kopf gespeichert“, sagt der junge Winzer.

Vom Traktorfan zum Winzer

Dass er einmal den großelterlichen Betrieb in Neustift am Walde übernehmen wird, war für ihn von Anfang an klar. „Früher lag mein Interesse mehr bei den Traktoren, aber mit sieben wusste ich schon, dass ich in die Weinbauschule gehen werde.“ Als Vierjähriger wurde er von seinem Großvater vor den Gästen als Nachfolger präsentiert, sagt Huber und fällt – sobald er über seinen 78-jährigen Lehrmeister spricht – sofort in den Wiener Dialekt.

Hubers Mutter ist übrigens als Geschäftsführerin der 10er Marie in Ottakring tätig – einer von mehreren Heurigen der Familie –, sein Vater hat bis zu seinem Tod im Vorjahr den Heurigen Friseurmüller betrieben. Seit drei Jahren arbeitet Huber im großelterlichen Betrieb, im Oktober des Vorjahres hat er ihn offiziell übernommen.

Die Begegnung mit Fritz Wieninger hat ihn nicht mehr losgelassen. Huber hat es sich in den Kopf gesetzt, das Image des Heurigen weg vom Buschenschank, zu dem Touristenbusse gekarrt werden, hin zu einem Betrieb, der Qualitätswein produziert, zu wandeln. „Ich wollte zeigen, dass ein Traditionsheuriger nicht nur Touristenbusse abspeisen kann, sondern auch guten Wein macht.“ Also wurde „das Fundament dafür gelegt“, wie er in hübschem Marketingsprech sagt: die Technik modernisiert, Weingärten ausgebaut, Verkostungsräume angeschafft und der Ab-Hof-Verkauf vergrößert.

Im Sommer des Vorjahres hat er sich dann an Fritz Wieninger gewendet und ihm seine Ambitionen geschildert – per SMS. „Das war zwei Seiten lang. Für einen Anruf war der Respekt zu groß. Ich bin auf dem Traktor gesessen, ich weiß noch genau, bei welcher Rebe.“ Wieninger antwortete prompt und hat im Jänner – gemeinsam mit seinen Kollegen – den Betrieb besichtigt. „Die sind zu fünft aufmaschiert, haben sich alles angeschaut, und eineinhalb Stunden später haben sie gesagt, es passt.“

Für Huber dürfte ein Ziel erreicht sein. „Natürlich hab ich wenig Freizeit gehabt. In der Jugend waren die anderen am Wochenende aus, haben Party gemacht. Bei mir ging das nicht. Aber heute bin ich froh“, meint er stolz. „Jetzt bin ich vielen zwei, drei Schritte voraus, das kann man nicht mehr aufholen.“ Immerhin kommt der Betrieb heute auf eine jährliche Flaschenproduktion von 90.0000 – bei 31 Hektar. „Als ich noch in der Schule war, waren es 20.000 Flaschen.“ Auch in der Wiener Gastronomie sind die Weine nun erhältlich. Und der Großvater hat seinen Segen gegeben. Denn auch wenn er die Führung übergeben hat, das letzte Wort hat immer noch er: „Die Letztentscheidung, ob ich bei Wien-Wein mitmach, hat der Großvater getroffen.“

Zur Person

Thomas Huber (22) hat 2013 offiziell das Weingut Fuhrgassl-Huber von seinem Großvater Ernst Huber übernommen. Huber betreibt heute 31 Hektar im 19. Wiener Bezirk, davon 26 Hektar in Neustift am Walde und fünf Hektar am Nussberg. Er hat 2010 die Weinbauschule in Krems abgeschlossen. Heute produziert der Betrieb knapp 90.000 Flaschen im Jahr, der Großteil davon Wiener Gemischter Satz, gefolgt von Grünem Veltliner, Neuburger, Riesling, Weißburgunder, Chardonnay u. a. Seine Schwester Theresa betreibt den berühmten Heurigenbetrieb.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wien-Wein, DAC
Gourmet

Wien-Wein: Lagen nach dem DAC-Status

Die Gruppe Wien-Wein will nach dem DAC-Status für den Gemischten Satz in den nächsten zwei Jahren eine Lagenklassifizierung für den Wiener Wein herausarbeiten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.