Mode: Lagerfelds Gastspiel in Salzburg

CHANEL PR�SENTIERT NEUE KOLLEKTION IN SALZBURG:  LAGERFELD / BERGES-FRISBEY
CHANEL PR�SENTIERT NEUE KOLLEKTION IN SALZBURG: LAGERFELD / BERGES-FRISBEY(c) APA/BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Zwei Tage lang war Salzburg globale Modemetropole. Chanel holte Stars der Branche wie Cara Delevingne ins Land und zeigte Folklore mit Finesse.

Für die österreichische Modeavantgarde könnte die Präsentation der „Arts et Métiers“-Kollektion von Chanel auf Schloss Leopoldskron in Salzburg natürlich fatal sein: Schwüre, dass es bei heimischer Mode eben nicht nur um Dirndl und Lederhosen geht, werden wohl bis auf Weiteres ungehört verhallen. Das Pariser Luxushaus mühte sich nämlich ab, seinen Gästen ein Best-of möglichst traditionell anmutender österreichischer Lebensart zu bieten. Das inkludierte Besuche des Gwandhaus-Museums von Gössl ebenso wie Walzertanzkurse und Wanderungen über „Sound of Music“-Wiesen und natürlich die „Paris/Salzburg“-Kollektion selbst.

Auch beim Essen ging es bodenständig zu, die Fashion-Crowd verspeiste Tafelspitz, Kaiserschmarren und Salzburger Nockerln im Stiftskeller St.Peter bei einem Galadiner zu Ehren Karl Lagerfelds. Auch Stars waren in der Stadt: Neben Iris Berben durften sich die Burgschauspielerinnen Mavie Hörbiger und Jasna Fritzi Bauer zu den Freundinnen der Luxusmarke zählen. Ebenfalls vor Ort: die amerikanischen Schauspielerinnen Rooney Mara und Geraldine Chaplin, die in dem von Lagerfeld gedrehten Modekurzfilm „Réincarnation“ die Rolle von Gabrielle „Coco“ Chanel spielte.

Die Initialen CC, englisch ausgesprochen, bauten denn auch eine Brücke zu Österreichs berühmtester Monarchin: Pharrell Williams und Supermodel Cara Delevingne spielten unter Lagerfelds Regie Sisi und Franz. Ungeachtet aller Querverweise auf „Sound of Music“ oder die „Sissi“-Filme verweigerte sich aber die Kollektion, die in Pariser Ateliers mit Haute-Couture-Qualität hergestellt worden war und die in der beeindruckenden Kulisse des zum Teil neu dekorierten Schlosses Leopoldskron gezeigt wurde, jeder simplifizierten Interpretation des Dirndl- und Trachtenthemas.

„Wer die Form beherrscht, darf sie vernachlässigen“, heißt es ja unter Trachtenkennern oft. Wer Karl Lagerfeld heißt, beherrscht nach jahrzehntelanger Arbeit im Mode-Olymp jedes Spiel mit Kleiderformen perfekt, ließe sich ergänzen: Denn die „Paris/Salzburg“-Kollektion war keineswegs eine verschachtelte Abfolge überdrehter Dirndl-Looks, wie man im Vorfeld vielleicht eine Millisekunde lang hätte befürchten können.

Die Salzburgerin im Sinn Lagerfelds ist durch und durch ein Wesen von Welt, ein Chanel-Geschöpf in jeder Hinsicht. Ein gesteppter Ranzen erinnerte hier an einen Wanderrucksack, edle Stickereien aus Pariser Ateliers gemahnten dort an die Verzierungen grober Wollstutzen. Manche Entwürfe entführten aus dem Alpenraum (im Französischen spricht man übrigens bei solchen Jankern und Lodenkostümen, wie Lagerfeld sie entworfen hat, zumeist von einer „mode à la tyrolienne“ – die Salzburgerin ist in diesem Sinn also eine Tirolerin, wenn man so will) in ein größer gedachtes Mitteleuropa – Anklänge an ungarische Trachten wurden etwa offenbar.

Hotpants im Lederhosenlook

Witzige Einfälle wie eine zu Besätzen auf dem Vorderteil eines grünen Wollkleides umfunktionierte Chanel-Charivari-Kette oder eine Denim-Hotpants im Lederhosenlook werden gewiss den Gefallen der besten Kunden von Chanel finden. Für Karl Lagerfeld selbst war diese „tour de force folklorique“ übrigens eine Rückkehr zu modischen Wurzeln: Wurde er doch von seinen Eltern, wie er bekannte, als Kind stets in österreichische Trachtenanzüge gesteckt.

Geraldine Chaplin wiederum erinnerte sich vage an Aufenthalte in Salzburg während Dreharbeiten vor vielen Jahren. Auf die Frage, ob die Einheimischen ihrer Erinnerung nach auch, wie in Lagerfelds „Réincarnation“-Film, nur Dirndl und Lederhosen getragen hätten, antwortete sie lächelnd: „Ich weiß es beim besten Willen nicht mehr. Die Kollektion von Herrn Lagerfeld hat in mir jede Erinnerung an andere Mode in Salzburg gelöscht.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2014)

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