Nikolaj Coster-Waldau: "Kann bei allem weinen"

Nikolaj Coster-Waldau
Nikolaj Coster-WaldauREUTERS
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Als Königsmörder Jaime Lannister wurde Nikolaj Coster-Waldau mit "Game of Thrones" berühmt. Jetzt spielt der Däne in einem Drama von Susanne Bier – und spricht über die Beziehung von Männern zu ihren Babys.

In Susanne Biers Drama „Zweite Chance“ geht es um ein Paar und zwei Kinder, ein behütetes, ein vernachlässigtes. Ohne zu viel zu verraten – was hat Sie gereizt?

Nikolaj Coster-Waldau: Die Geschichte, die Fragen. Rechtfertigt der Zweck die Mittel? Und ich habe auch schon viele Filme über Vaterschaft gesehen, aber normalerweise geht es um die Beziehung eines schon älteren Kindes zu seinem Vater. Ich habe noch nie diese Art von sanfter Verbindung zwischen einem Baby und einem Vater auf der Leinwand gesehen. Und ich erkenne das wieder von meinen Töchtern, ich habe zwei. Diese Verbindung ist genauso stark wie jene zwischen einer Mutter und einem Baby, nur eben anders. Mir gefiel, dass sich das Buch damit auseinandersetzt. Die letzte Überraschung zerreißt einem das Herz.

Es gibt hier kein Schwarz-Weiß.

Wir sind alle Mischungen aus allem Möglichen. Diese Charaktere sind viel interessanter zu spielen, weil es das menschliche Erleben widerspiegelt. Ich finde es endlos faszinierend, warum wir so handeln, wie wir handeln. Wir können sehr feste moralische Grundsätze und Überzeugungen haben, und dann geht man raus und tut etwas, was all dem widerspricht. Was einen selbst überrascht. Bei jedem gibt es Momente, auf die man nicht allzu stolz ist, und die man nur schwer erklären kann. „Ich war betrunken“ funktioniert da auch nicht immer.

Susanne Bier hat einen sehr emotionalen Zugang zu den meisten ihrer Geschichten. Können Sie bei einem Film weinen?

Ich kann bei allem weinen. Ich kann auch bei Zeichentrick weinen. Ich bin nicht nur hart (lacht).

War es dann schwer, als Familienvater diesen Film zu machen?

Ich war ein bisschen ängstlich, es gibt einige ziemlich harte Szenen. Aber ich habe nie daran gezweifelt, dass ich das tun will. Als Schauspieler nutzt man immer sich selbst und seine Erfahrungen, und fragt sich, was man selbst tun würde. Ich bin Vater, und wenn man Kinder hat, ist die größte Angst, dass ihnen etwas passieren könnte. Aber ich bin kein Method-Actor. Ich glaube nicht, dass man das, was man spielt, auch leben muss. Ich kann jemanden spielen, der jemanden getötet hat, ohne das selbst gemacht zu haben. Natürlich wollte ich schon jemanden töten (lacht). Hab ich aber nie.

Es geht auch um die Belastung, die ein Baby bedeutet. Wie haben Sie das erlebt?

Darauf kann einen niemand vorbereiten. Es war ein wundervolles, verrücktes Erlebnis. Meine ganze Welt hat sich verändert, durch die grundsätzliche Vorstellung, dass du nie wieder das Zentrum deiner Welt sein wirst. Für einen Schauspieler ist das nicht ohne.

Viele kennen Sie wohl vor allem aus „Game of Thrones“ und dürften überrascht sein, Sie in diesem Film zu sehen.

Ich versuche, verschiedene Dinge zu machen, damit es eine kreative Herausforderung bleibt. Mir wurden in den vergangenen paar Jahren ziemlich viele Ritter angeboten, aber das hat nicht mehr die gleiche Anziehungskraft. Gleichzeitig: Wäre mir eine großartige Rolle eines Ritters angeboten worden, der mit seiner Schwester schläft, hätte ich sie genommen. Komischerweise kam das nie. Ich verlasse mich jedenfalls auf meinen Instinkt.

Wie hat „Game of Thrones“ Ihr Leben verändert?

Persönlich fühlt sich nichts anders an. Beruflich gibt es viel mehr Möglichkeiten. Es schadet nicht gerade, an „Game of Thrones“ zu arbeiten. Aber wenn Sie mich in zehn Jahren fragen, gebe ich vielleicht eine andere Antwort.

Können Sie noch einkaufen gehen?

Ich kaufe jeden Tag ein. Ich wohne in Dänemark, den Leuten dort ist das wirklich egal.

Haben Sie irgendwie vorhergesehen, dass das so erfolgreich werden könnte?

Ich wusste es vom ersten Tag an (lacht). Nein, ich kann mich noch erinnern, wie ich Freunden erzählt habe, dass ich diesen Job auf HBO bekommen habe. Und natürlich fanden das alle cool, Kollegen haben mir mit leichten Schmerzen gratuliert. Und gefragt, ob es eine von den coolen Serien ist, wie „Entourage“. Und ich sagte, nein, mit Drachen.

Sie scheinen jedenfalls viel Spaß am Set zu haben. Hat man Ihnen Ihre Streiche inzwischen heimgezahlt?

Nein, ich warte immer noch. Es macht mich verrückt.

Steckbrief

1970 geboren, besuchte Nikolaj Coster-Waldau die Schauspielschule und wurde 1993 mit dem dänischen Thriller „Nightwatch“ bekannt.

2001 gelang es ihm, mit „Black Hawk Down“ auch in den USA Fuß zu fassen.

Seit 2011 spielt er in der Fantasy-Serie „Game of Thrones“.

Seit 1998 ist er mit der grönländischen Künstlerin Nukaka Motzfeldt verheiratet, mit der er zwei Töchter hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2015)

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