"Hatte Todesangst": Cosby-Prozess startet mit Zeugenaussage unter Tränen

Bill Cosby
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Eine ehemalige Assistentin aus Bill Cosbys Agentur hatte einen emotionalen Auftritt im Prozess gegen den US-Entertainer.

Der erste Strafprozess gegen den US-Entertainer Bill Cosby wegen mutmaßlicher sexueller Nötigung hat mit der bewegenden Aussage einer Zeugin begonnen. Kelly Johnson tupfte sich beim Auftakt am Montag Tränen aus dem Gesicht, als sie von einem Abend im Jahr 1996 erzählte, bei dem Cosby ihr eine Tablette verabreicht und sexuellen Kontakt mit ihr gehabt haben soll. "Ich hatte Todesangst, irgendetwas davon zu erzählen", sagte Johnson, die damals als Assistentin in Cosbys Agentur in Los Angeles arbeitete.

Das Verfahren in Norristown im Staat Pennsylvania dreht sich um Vorwürfe der früheren Universitätsmitarbeiterin Andrea Constand und soll zwei bis drei Wochen dauern. Johnson wurde wegen ihres offenbar ähnlich gelagerten Falls als Zeugin zugelassen. Trotz der insgesamt 60 Frauen, die Cosby sexuelle Übergriffe vorwerfen, geht es im Prozess nur um die Frage, ob er sich beim Kontakt mit Constand an einem Abend im Jänner 2004 strafbar machte. Bei einem Schuldspruch durch die zwölfköpfige Geschworenen-Jury drohen dem 79-Jährigen mehrere Jahre Haft.

Cosbys Verteidiger Brian McMonagle stellte Constands Angaben bei polizeilichen Ermittlungen in Frage, bei denen sie Details ausgelassen oder später ergänzt hatte. So habe sie Ermittlern etwa gesagt, ihn nach jener Nacht nicht mehr kontaktiert zu haben, ihn tatsächlich aber mehr als 50 Mal angerufen. Teils hätten die beiden dann eine halbe Stunde und länger miteinander gesprochen. Constands Aussage dürfte den Höhepunkt des Prozesses bilden, auch ihre Mutter soll in den Zeugenstand geholt werden. Constand und Cosby hatten sich außergerichtlich auf eine unbekannte Summe geeinigt und die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen eigentlich eingestellt.

"Dieser Fall handelt von einem Mann, der seine Macht, seinen Ruhm und seine zuvor geübten Methoden benutzte, um eine junge Frau in einen handlungsunfähigen Zustand zu versetzen, damit er sich sexuell vergnügen kann", sagte Staatsanwältin Kristen Feden in ihrem Eröffnungsplädoyer. Rund ein Jahr nach dem Vorfall sei Constand "gebrochen", habe ihr Schweigen gelüftet und ihrer Mutter die "dreckigen Details darüber offengelegt, wie sie ihrer Hoheit beraubt wurde". Cosby, der zum Auftakt jovial wirkte, verfolgte das Geschehen im Saal aufmerksam. Aussagen will er in dem Prozess aber nicht.

(APA/dpa)

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