Harvey Weinstein verlässt Aufsichtsrat seiner Firma

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Produzenten Bob und Harvey Weinstein Miramax beide USA anl�sslich des 29 Dinner of Champions i(c) imago/Rideaux-PicturePerfect (imago stock&people)
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Der unter Vergewaltigungs- und Missbrauchsverdacht stehende US-Filmproduzent Harvey Weinstein hat seinen letzten Posten in seiner Firma aufgegeben. Auch gegen seinen Bruder Bob wurden mittlerweile Vorwürfe laut.

Der unter Vergewaltigungs- und Missbrauchsverdacht stehende US-Filmproduzent Harvey Weinstein hat seinen letzten Posten in der von ihm mitgegründeten Firma aufgegeben. Der 65-Jährige zog sich nach Angaben aus seinem Umfeld am Dienstag aus dem Aufsichtsrat der Produktionsgesellschaft Weinstein Company zurück.

Demnach erfolgte der Schritt bei einem Treffen von Weinsteins Anwälten mit Vertretern der Weinstein Company in New York. Die von den Brüdern Bob und Harvey Weinstein gegründete Produktionsgesellschaft hatte den 65-Jährigen bereits am 8. Oktober kurz nach Bekanntwerden der Belästigungsvorwürfe als Co-Chef entlassen. Der Produzent hatte aber zunächst seinen Sitz im Aufsichtsrat behalten.

Justiz bat Opfer um Kooperation mit Behörden

Die Justiz in Los Angeles forderte unterdessen mutmaßliche Opfer von Weinstein auf, nicht länger zu schweigen. "Wir nehmen solche Vorwürfe sehr ernst, und wo die Tatsachen für eine Verurteilung sprechen, werden wir sie strafrechtlich verfolgen", versicherte Staatsanwalt Mike Feuer in einem Statement. Die Vorwürfe hätten "ein Schlaglicht geworfen auf sexuelle Belästigung und sexuellen Missbrauch, besonders am Arbeitsplatz".

Die "New York Times" und das Magazin "New Yorker" hatten Anfang Oktober enthüllt, dass Weinstein über Jahrzehnte Frauen sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt haben soll. Seither meldeten sich mehr als 40 Schauspielerinnen und Models mit entsprechenden Vorwürfen zu Wort, darunter Stars wie Angelina Jolie und Gwyneth Paltrow.

#MeToo: Tausende Frauen meldeten sich

Am Dienstag berichtete "Game of Thrones"-Star Lena Headey, auch sie sei von Weinstein sexuell belästigt worden. Als sie ihm gesagt habe, dass sie lediglich einen rein beruflichen Umgang mit ihm wünsche, sei er "wütend" geworden und habe sie aufgefordert, über den Vorfall zu schweigen. Sie habe nie wieder eine Rolle in einem Film von Weinsteins damaliger Produktionsfirma Miramax bekommen.

Der Fall hat in den USA eine breite Debatte über Missbrauch und Belästigung von Frauen ausgelöst - nicht nur im Filmgeschäft. Nach einem Aufruf der Schauspielerin Alyssa Milano meldeten sich tausende Frauen unter dem Stichwort "MeToo" (Ich auch) mit ihren Erfahrungen.

Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence (27) berichtete, zu Beginn ihrer Karriere sei ihr nahegelegt worden, für eine Rolle in kürzester Zeit mehrere Kilo abzunehmen. "Eine Produzentin ließ mich mit etwa fünf anderen, sehr viel dünneren Frauen in einer Reihe nackt aufstellen. Wir standen nebeneinander, nur unsere Geschlechtsteile mit Klebeband bedeckt", sagte die 27-Jährige. "Die Produzentin empfahl mir, die Nacktfotos als Inspiration für meine Diät zu benutzen."

Schicksal von Bob Weinstein ungewiss

Der ebenfalls mit Vorwürfen sexueller Belästigung konfrontierte Chef der Amazon-Unterhaltungssparte, Roy Price, zog am Dienstag ebenfalls Konsequenzen und trat zurück. Der 51-Jährige war vergangene Woche bereits suspendiert worden. Die Vorwürfe gegen Price waren laut geworden, als im Zuge der Weinstein-Affäre immer mehr Frauen von derartigen Erfahrungen berichteten.

Unterdessen ist auch das weitere Schicksal von Harvey Weinsteins Bruder Bob ungewiss. Laut dem Magazin "Variety" wird inzwischen auch er von einer Produzentin der Belästigung beschuldigt. Bob Weinstein wies den Vorwurf zurück.

(APA/AFP/dpa)

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