Verdienter Auftritt: Sammlung Bollmann

(c) Beigestellt
  • Drucken

Leidenschaft für Schmuck seit über vier Jahrzehnten: Der Sammlung Bollmann ist nun eine Ausstellung gewidmet

Schmuck ist ein Problem. So oder sehr ähnlich hätte dieser Text ohnehin begonnen, auch wenn der Sammler Karl Bollmann den Satz nicht bei der Pressekonferenz zur großen Schmuckausstellung im MAK gesagt hätte. Schmuck ist ein Problem, Schmuck hat ein Problem. „Was ist Schmuck eigentlich? Nur ein Zeichen der Eitelkeit, der sozialen Selbstauszeichnung?“, fragt Karl Bollmann. Dann dürfte man ihn nicht ausstellen und genau genommen auch nicht tragen. Intellektuelle kämen oft betont schmucklos daher, meint der Sammler, der selbst mit einer Brosche am Revers auftrat, sie wüssten häufig mit Schmuck nichts anzufangen. Durch die Ausstellung soll Schmuck nun an die Leute herangetragen werden, „und auch Intellektuelle sollen endlich beginnen, Schmuck zu tragen“, lautet sein Appell. In Österreich tut man sich generell schwer damit, Autorenschmuck einzuordnen: Kunstgalerien nehmen sich des Schmucks nicht an, weil er auch eine Funktion beinhaltet, und für den Handel ist er vielfach zu sperrig, zu „künstlerisch“, wenn man so will. In Deutschland hingegen ist das Bewusstsein in Sachen Schmuck schon aufgrund der deutlich besseren Ausbildungssituation ein anderes.

Sich miteinander freuen. Über 450 Exponate internationaler Schmuckgestalter aus der Sammlung des Ehepaars Karl und Heidi Bollmann werden nun im MAK gezeigt, eine Retrospektive ist Fritz Maierhofer gewidmet. Manches mag tragbarer erscheinen, manches weniger, und vor allem bei Broschen steht gern die Frage im Raum: Kleinskulptur oder Schmuck? „Das Wesentliche am Schmuck ist aber die Kommunikation, ist, dass sich die Leute miteinander freuen“, sagt Karl Bollmann. Freuen über Ideen wie „die Quadratur des Kreises“ von Susanne Hammer, eine Serie aus Ringen, die sich vom Quadrat allmählich zum Kreis verwandeln. Ideen wie der kleine Button „Ich kann keine Kunst mehr sehen“ mit dem Blindenzeichen von Timm Ulrichs, Ideen wie die drei Broschen „An ungeraden Tagen zu tragen“ aus alten Broschen von Manfred Nisslmüller. Nicht zuletzt sind die Schmuckstücke der Ausstellung in ihrer Vielfältigkeit eine Ode an das Universum der Materialien: ob gewebte Farbdrähte, das Küchenarbeitsflächenmaterial Corian oder Kronkorken, die sich für eine Kette ineinanderschmiegen, zu verschmelzen scheinen. Die Welt hält immer Unerwartetes bereit.

Tipp

„Schmuck 1970–2015“. Die Sammlung Bollmann und die Retrospektive Fritz Maierhofer sind noch bis 29. März im MAK zu sehen. Stubenring 5, 1010 Wien.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.