Auf der Höhe der Zeit

Die Presse
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Ein Trend setzt sich fort: der Hang zum schlichten Zifferblatt. Führende Vertreter der internationalen und heimischen Uhrenszene feierten die Sieger der Uhrenwahl 2013.

Rund 250 geladene Gäste aus der internationalen und nationalen Uhrenszene und Wirtschaft, hochrangig besetzt – das zeichnet die „Presse“-Uhrengala seit Jahren aus. Unter dem Motto „Jetzt schlägt's 13“ wurde nun einiges verändert - erstmals wurde die Preisverleihung gleich dreier Uhrenwahlen in Österreich und Deutschland am Eröffnungsabend der größten Österreichischen Uhrenausstellung, der 13. Viennatime, Mitte November, angesetzt, um den Gästen, die nicht aus der Branche kommen, auch die Möglichkeit zu geben, die Siegeruhren nicht nur auf Bildern, sondern gleich im Original bewundern zu können.

Erstmals saß man wie im Theater und nicht an Zehnertischen, erstmals wurden die Themen Uhren und Schmuck von einer Designausstellung begleitet, und erstmals kam auch ein Chefredakteur auf die Bühne. In seinem witzigen Statement stellte Rainer Nowak einen treffenden wie auch optimistischen Vergleich zwischen Uhren- und Tageszeitungen her: Jeder kann die Zeit von seinem Handy ablesen und trägt dennoch eine Armbanduhr. Warum sollte man also trotz Informationsflut nicht täglich seine Zeitung lesen?

Vom Veränderungsrausch verschont blieben lediglich die beiden Moderatoren, Alexander Linz und ORF-Kulturchef Martin Traxl, wofür sie sich auch herzlichst bedankten. Und noch etwas ließ sich beim besten Willen nicht verändern: der Trend zu klassischen Modellen, der Hang zum reduzierten Zifferblatt. Weniger war auch heuer wieder mehr. Die Siegerehrung wurde zum „Tag der deutschen Uhrmacherkunst“. Ein Motto, das eigentlich erst am Tag darauf Thema des ersten Ausstellungstages hätte sein sollen. Aber zwei Manufakturen aus dem Städtchen Glashütte in Sachsen hatten mit ihren Modellen Zeitungsleser, Online-User und Ausstellungsbesucher so begeistert, dass sie zehn der insgesamt 20 Preise dieses Abends mit nach Hause nehmen sollten.

Traditionsreichtum

Somit hätte es an diesem Abend ein sportliches Unentschieden zwischen der Schweizer und der deutschen Uhrenindustrie gegeben, wäre da nicht der bekannte Name Junghans gewesen. Der traditionsreiche Uhrenerzeuger aus Schramberg im Schwarzwald entschied das Rennen in der Kategorie „Klassische Eleganz unter 10.000 Euro“ für sich und bescherte damit erstmals in der Geschichte dieser Uhrenwahl einen Sieg der Deutschen, die in dieser Disziplin ausnahmsweise David und nicht Goliath sind.

Eine besondere Ehre für die Gastgeber war bereits das erste Siegerbild – gleich vier CEOs auf der Bühne. Mit Daniel Riedo (Jaeger-LeCoultre), Wilhelm Schmid (A. Lange & Söhne), Uwe Ahrendt (Nomos Glashütte) und Matthias Stotz (Junghans) waren die obersten Bosse angereist, um sich die Pokale in der Kategorie „Klassische Eleganz“ für die Uhrenwahlen in Deutschland (Watchtime.net) und Österreich („Die Presse“) abzuholen. Mit den Gewinnern freute sich auch der Handel, allen voran Katharina und Hermann Gmeiner Wagner, die Familie Hübner, Herbert Schullin und Philipp Pelz, Geschäftsführer Wempe Wien, prangten zum Teil doch Siegermodelle von der Leinwand, die auch in deren Auslagen erstrahlen.

Die männerdominierte Szene freute sich dann auf die nächste Kategorie: „Feminine Ästhetik“. Cartier, Bulgari, Chopard – klingende Namen... Doch wer stand letztendlich auf dem Siegespodest? A. Lange & Söhne und Nomos Glashütte. Die Überraschung dabei: auch mehrheitlich von den Damen gewählt.

Die nächste Kategorie: „Sportliche Dynamik“. In Österreich haben die Deutschen dabei einen beinahe übermächtigen Gegner: Breitling. Der Schweizer Uhrengigant, einer der letzten „Einzelkämpfer“ in der Branche und hierzulande von einem Mann gemanagt, der die heimische Uhrenszene prägt, wie kein anderer: Peter Kellner. An seiner Seite ein anderer Gigant: Hannes A. Pantli, Direktor der IWC Schaffhausen und einer der ganz wenigen, der noch nie eine „Presse“-Uhrengala versäumt hat. Seiner Marke verliehen die deutschen Leser den ersten Platz in dieser dynamischen Kategorie.

Es waren kaum 50 Minuten vergangen – und schon nahte das Ende, beziehungsweise der Höhepunkt: „Komplizierte Mechanik“ heißt die Königsdisziplin der feinen Uhrmacherei – und sie wird tatsächlich nur von den Besten der Besten beherrscht. Bei den Modellen über 50.000 Euro waren sich österreichische wie deutsche Leser völlig einig: A. Lange & Söhne, daran führt derzeit kein Weg vorbei. CEO Wilhelm Schmid zeigte sich überwältigt. Bei den Modellen unter 50.000 Euro war es mit der Einigkeit schon wieder vorbei: Die Österreicher wählten „ihre“ Breitling, die Deutschen „ihre“ Nomos.

Publikumsvoting

Neben Lesern und Usern hatten ja auch noch Ausstellungsbesucher gewählt. Bislang waren die Ergebnisse zusammengeführt worden, durch die Vorverlegung der Siegerehrung war das diesmal aber nicht möglich. Die Viennatime-Besucher hatten ihren Urnengang ja noch vor sich, aber die Ergebnisse der Munichtime waren schon ausgezählt: Wer sich jetzt die gleichen Sieger erwartete, wurde nicht enttäuscht! Die vier Sieger in vier Preiskategorien: A. Lange & Söhne, Jaeger-LeCoultre, Nomos Glashütte und – die willkommene Überraschung des Abends: Baume & Mercier. Die Siegerurkunden übergab Viennatime- und Munichtime-Chef Rudolf Kreuzberger, der zum Abschluss bemerkte: „Vieles in unserer Kultur, auch die Zeit, orientiert sich an der Zahl 12. Die Zahl 13 überschreitet damit sozusagen die wohlgeformte Ordnung. Ich denke, wir werden sie wiederherstellen.“

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