Apple Watch: Fluch oder ein Segen

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Es ist so weit, die Apple Watch ist offiziell erhältlich. Es stellt sich die Frage: Ist sie ein Fluch oder ein Segen für die traditionelle Uhrenindustrie?

Die Apple Watch war während der Weltmesse für Uhren und Schmuck, der Baselworld 2015, im März das Gesprächsthema. Aber nicht nur da. Seit Apple seine Smartwatch a ngekündigt hat, redet man in der Uhrenbranche unentwegt davon. Missverständnisse und ungerechtfertigte Panikmache sind die Folge. Die Apple Watch hat mit einer traditionellen Armbanduhr nichts zu tun. Sie ist ein iPhone-Wrist-Interface, ein Bindeglied mit Miniaturbildschirm zwischen dem iPhone und dem Handgelenk. Die Apple Watch besetzt lediglich den angestammten Platz der Armbanduhr am Handgelenk; sie deshalb gleich als Ersatz zu bezeichnen, hätte sich Apple besser sparen sollen. Die Apple Watch ist ganz klar der Sparte Unterhaltungselektronik zuzurechnen und nicht der Uhrenindustrie. Fakt bleibt: Sie ist clever, sieht gut aus und wird die erste Smartwatch sein, die eine größere Marktdurchdringung erreichen wird. Die bis dato verkauften Stückzahlen sind ja noch nicht gerade berauschend.

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Keep it simple, stupid. Die Möglichkeiten der Apple Watch, solange ihr Gehirn, das iPhone, in der Nähe und der Akku nicht wieder einmal leer ist, beeindrucken zweifelsfrei. Allein die unzähligen Updates existierender iPhone-Apps, die fortan nun auch Apple-Watch-
tauglich sind, stellen schon einen guten Anfang dar. Die echte Killerapplikation fehlt indes noch. Zurzeit werden vielmehr am iPhone bestens funktionierende und weitverbreitete Anwendungen entsprechend technisch kastriert, damit sie nun auch auf dem Miniaturbildschirm der Apple Watch funktionieren und mit ihren Möglichkeiten – digitaler Krone sowie Drücker an der rechten Gehäuseflanke und dem Bildschirm – zu bedienen sind. Das Kiss-Prinzip („Keep it simple, stupid“) ist das Gebot der Stunde.

So gesehen kann man sich mit der Apple Watch eine Art Minimundus des iPhone an das Handgelenk schnallen. Wer das will, wird mit ihr sicher seine Freude haben. Das wird der kurzfristige Fluch der Apple Watch sein. Mittelfristig wird sie sich indes zum Segen für die Uhrenindustrie wandeln, denn viele werden ihrer bald überdrüssig sein und sich dann nach einem Ersatz am Handgelenk sehnen. Was die Deutschen, die Schweizer mit ihren Uhren noch nicht geschafft haben, das schafft jetzt die Apple Watch. Viele, die bis dato noch nie eine Armbanduhr getragen haben, werden den begehrten Platz am Handgelenk erstmals mit ihr besetzen, und das wird schnell Gelüste nach mehr wecken. Das Mehr bietet aber Apple nicht, das bietet die Uhrenindustrie mit ihren emotionsgeladenen tickenden Luxusikonen, die zudem großteils von Hand gefertigt werden. No-Name-Hersteller schnöder Armbanduhren in vergleichbarer Preislage der Apple Watch werden es nicht leicht haben, alle anderen sollten schon einmal ihre Dankesschreiben an Tim Cook und Co. aufsetzen. Kleiner Nachsatz: Unsereins, der die mechanische Armbanduhr liebt und trotzdem neugierig ist, könnte eine Apple Watch ja am anderen Handgelenk testen/tragen und so einmal das Beste aus beiden Welten verbinden.

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