Kupferne Glanztaten

(C) Andrea Sala
  • Drucken

Bei diesem Metall glänzen die Augen von Künstlern und Designern. Zu finden ist es in der Erdkruste, in der Küche und jetzt im Triennale Design Museum in Mailand.

So wichtig muss man erst einmal sein: Nicht eine Straße, nicht eine Stadt, gleich ein ganzes menschliches Zeitalter ist nach diesem Metall benannt: die Kupferzeit. Zwischen Stein- und Bronzezeit liegt sie in der Chronologie der Zivilisation. Seit damals – und das ist fast 8000 Jahre her – zieht sich Kupfer durch die Zivilisationsgeschichte und bis tief in den menschlichen Alltag hinein. Sogar bis in den Küchenschrank, aber auch entlang von Bahnstrecken und Meeresgrund, als Kabel. Es leitet einfach zu gut, vor allem die Wärme. Dazu hat es noch ein paar hervorragende Eigenschaften, die Kupfer heimisch werden ließen, etwa auf den Dächern der Häuser genauso wie in den Werkstätten der Handwerker und in den allerprivatesten Lebensräumen, den Wohnzimmern.

Kupfer ist ein gutmütiger Designpartner beim Gestalten: Dass Draufhämmern schon einiges verändern kann, das haben schon die Kupferzeit-Menschen bemerkt. Dass Kupfer ästhetisch noch einmal so schön glänzt, wenn es von der Decke hängt, bemerken in den letzten Jahren Designer und die Hersteller, für die sie arbeiten. Vor allem Tom Dixon hat mit den „Copper Shade“-Leuchten das Kupfer im Katalog der zeitgenössischen Klassiker einzementiert. Denn so edel-elegant baumelt nur Kupfer, ohne aufdringlich-pompös zu sein. So spielt Tom Dixon inzwischen auch bodennah, in Stuhlbeinen etwa, den ästhetischen Joker aus: Kupfer glänzt durch Kombinierbarkeit. Es scheint mit allen anderen Dingen, Farben und Materialien in seiner Umgebung gut zu können. Noch dazu strahlt es dabei etwas aus, was Metall selten unterstellt wird: Wärme. Und das selbst dann, wenn der Kupferkessel einmal nicht über dem Feuer hängt.

Wertschätzung. Das Metall, das die Menschen als Erstes auf dem Planeten bearbeitet haben und das sich viel leichter aus ihm ziehen lässt als etwa Eisen – dieses Material verehren Menschen so sehr, dass sogar seine oxidierte Oberfläche nicht Rost, sondern Edelrost heißt. Vor allem die Gestalter gruben in den letzten Jahrzehnten das Metall für ihre Projekte aus. Die Ausstellung „Copper Crossing“ im Triennale Design Museum in Mailand zeigt ab 16. September, was Künstler, Architekten und Designer am Kupfer reizt. Und wie sie es ästhetisch ausreizen, in 250 Beispielen. Durch seine Farbe, seine Expressivität, seine visuelle Wärme. In der Architektur, so viel wird auch in der Schau klar, die Elena Tettamanti und Antonella Soldaini kuratiert haben, ist Kupfer längst von seinem Stammplatz, dem Dach, herabgestiegen. Auf ganz anderen Ebenen hat Kupfer heute ganz andere als nur die Schutzfunktion übernommen, die es wegen seiner Widerstandsfähigkeit innehatte.

Ganze Häuser hüllt das Metall heute ein: „Rautatalo“, finnisch für „das Haus aus Metall“, in Helsinki war das erste moderne Gebäude, das komplett mit Kupfer verkleidete wurde. Alvar Aalto hatte es in seinem Entwurf von 1952 so vorgesehen. Für viele andere Architekten wie Frank Lloyd Wright bis hin zum österreichischen Büro Baumschlager Eberle wurde Kupfer zum Gestaltungselement. Eines, das mit ordentlichen Brocken Baugeschichte behaftet ist: Schließlich war auch das Pantheon in Rom ursprünglich mit Bronzeziegeln bedeckt. Den mächtigen historischen Bezügen kann sich auch die gegenwärtige Architektur nicht so einfach entziehen, zeigt die Ausstellung in Mailand. Neben der zeitgenössischen Kunst widmet sie sich einem Bereich, wo sich Kupfer besonders erfolgreich verwurzelt hat: im Design. Beispiele von Gestaltern wie Ron Arad, Antonio Citterio, Tobia Scarpa, Ettore Sottsass oder Poul Henningsen bezeugen das.

Es wird Kupfer. Manche Designer haben dem Metall mittels neuer Technologien noch viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten eingehaucht. Oder eher: eingeblasen. Wie der polnische Designer Oskar Zieta. Er hat eine Methode entwickelt, um Metall zu Objekten aufzublasen. Aus einem zweidimensionalen Entwurf wird so plötzlich etwas Körperliches: Zietas „aufgeblasener“ Hocker schmückt inzwischen das Programm des dänischen Herstellers Hay. Neuerdings auch in einer limitierten Kupferversion.

Auch das Label „&Tradition“ hat die traditionell bunten Designklassiker von Verner Panton, die „Flower Pot“-Leuchten, im letzten Jahr als Kupferversion lanciert. Der deutsche Designer Sebastian Herk­ner stellt Gestaltungskonventionen auf den Kopf: Bei „Bell Table“ für Classicon ist die Tischplatte aus Glas und der Fuß aus Kupfer. 

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.