Herbst: Endlich wieder drinnen

Opulent. Tolle Bühne für Kisseninszenierungen. Und gemütlich noch dazu: Sitzlandschaft von Arketipo.
Opulent. Tolle Bühne für Kisseninszenierungen. Und gemütlich noch dazu: Sitzlandschaft von Arketipo.(c) Arketipo
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Heimelige Wohnlandschaften, coole Feuerstellen, kuschelige Kissen: Der Herbst kann kommen.

Der Out-of-Bed Style hat längst den Tag erobert. Und die Arbeitswelt. Und das städtische Nachtleben. In der lässigen seidenen Luxus-Pyjamahose kann man, so will es der Trend, angeblich ohne gröberes Aufsehen zu erregen morgens zur Arbeit, mittags zum Business-Lunch und abends zur Date-Night gehen. Insofern hat der persönliche Kuschelfaktor längst neue Dimensionen erreicht. Höchst an der Zeit, dass auch das Zuhause in ein durch und durch behagliches Herbstkleid gehüllt wird: Pölster und Decken zur Flucht vor nasskaltem Nieselwetter, Licht und Feuer zum Die-Seele-baumeln-Lassen, Fauteuils zum Versinken und ein Glaserl zum Trinken.

Sitzplatz. Für stundenlanges Schmökern: „Lounge Sessel 808“ von Thonet.
Sitzplatz. Für stundenlanges Schmökern: „Lounge Sessel 808“ von Thonet.(c) Thonet

Herbsttöne. Da trifft es sich gut, dass ausgerechnet ein sizilianischer Likörwein der Farbe des Jahres 2015 seinen Namen leiht: Marsala, genau genommen Pantone 1438. „Dieser klassische Ton des Herbstspektrums, eine Mischung aus Rost und Bordeaux, lädt zum Kombinieren mit Karamell-, Erd- und Naturtönen ein. Als Kontrast eigenen sich die Farben Senf, Petrol und natürliches Grün“, sagen die Innenarchitektinnen Lilia Maier und Ulrike Pohl, Geschäftsführerinnen von Vienna Interiors. Bei den Materialien liegt der Fokus auf dunklen Hölzern, matten Lacken und gedeckten Gold- und Kupfertönen. Und warum nicht gleich den eigenen vier Wänden einen neuen Anstrich geben? „Bei den Wandfarben dominieren ruhige, natürliche Farben und kräftige Rosttöne. Sie können auch als Lackfarbe für Möbel eingesetzt werden.“

Andrea Pscheid-Hintersteiner von Lederleitner Home verweist auf die sanften Farbtöne Rosé, Mauve, Aubergine, Feige. Vor allem auch bei den Accessoires kann man mit diesen Nuancen spielen, „das erzeugt eine wunderbare Farbharmonie“. Karin Witasek von Stilwerk bringt die helle Natur- und Beige-Palette in Kombination mit Steingrau ins Spiel, „um das Ganze zu beleben, spielen die Hersteller mit verschiedenen Materialien und ihren Strukturen und mit einem Mustermix“.

Heiß. Flammen, ganz ohne Kamin. Modelle wie jene von Safretti werden mit Ethanol befeuert. Erhältlich im Stilwerk.
Heiß. Flammen, ganz ohne Kamin. Modelle wie jene von Safretti werden mit Ethanol befeuert. Erhältlich im Stilwerk.(c) Stilwerk/Badambiente

Farbtupfer. Für Effekte bei den Accessoires sorgen Orange und kräftiges Grün. „Diese Farbtupfer verschwinden wieder, je näher wir dem Winter kommen. Im Winter dominiert dann eher die schöne Schlichtheit“, so Witasek. Pscheid-Hintersteiner wird da vor allem im hohen Norden fündig, „dänisches, finnisches und schwedisches Design sind sehr geradlinig“. Einfachheit, Eindeutigkeit und Schlichtheit entsprechen für sie ohnehin auch der aktuellen Bedürfniswelt in einer überaus unruhigen Zeit, „Verspieltheit hat da derzeit einfach wenig Platz, wir befinden uns vielmehr auf der Suche nach Orientierung“.

Kuschelfaktor. Pimp my Sofa lautet hier die herbstliche Devise. „Grundsätzlich sind ja klare Linien auch in Wohnräumen gefragt“, sagt Witasek, „sie werden mit kuscheligen Akzenten wie Plaids, Kissen und Teppichen aber heimeliger gemacht.“ Mit einer Vielzahl von Pölstern aus anschmiegsamen Stoffen wie Samt und Wolle, kombiniert mit Fellplaids, wird die Couch im Handumdrehen zur Kuschelwiese par excellence. Missoni Home, Thomas Albrecht oder der estländische Hersteller Alpaka helfen da gern aus. „Gemixt werden darf, was gefällt“, rufen Maier und Pohl die häusliche Kissenanarchie aus. Plaids aus Alpaka und Kaschmir sorgen für zusätzliche Streicheleinheiten – genauso wie Schaffelle in Naturtönen, aber auch in Rosé. Platz finden sie auch in Körben aus Metall. Unterstützt wird dieses atmosphärische Wohnbild oft durch persönliche Lieblingsstücke. Pscheid-Hintersteiner denkt da aber auch an Kofferradios in schwarzem Lack, „sie sind ein besonderer Hingucker“.

Als Sofa selbst empfehlen sich Klassiker, beispielsweise das „Mayor Sofa AJ5“ aus der Design-Feder von Arne Jacobsen und Flemming Lassen, das seine Geburtsstunde bereits im Jahr 1939 gefeiert hat. Als Bühne ­für die Polster-Inszenierung präsentiert Arketipo gemüt­liche Sitzlandschaften. Wer es allerdings gern opulenter hat, der wird mit einem samtenen Sofa oder einer Chaiselongue in Capitonné-Verarbeitung seine Freude haben. Die in der weichen Polsterung versenkten ­Knöpfe sind die Eckpunkte des klassischen Rhombenmusters.

Sanft. Die Töne Rosé, Mauve, Aubergine, Feige – Pölster in herbstlichen Farben. Bei Lederleitner Home.
Sanft. Die Töne Rosé, Mauve, Aubergine, Feige – Pölster in herbstlichen Farben. Bei Lederleitner Home.(c) Lederleitner Home

Wärmespender. „Feuerstellen liegen nach wie vor hoch im Kurs. Wer keinen echten Kamin sein Eigen nennt, dem steht eine große Bandbreite an flexiblen Varianten für Boden oder Tisch in Form von Ethanol-Feuerstellen zur Auswahl“, verweist Witasek auf Hersteller wie Safretti und Stelton. Ersterer erlaubt mit Vertigo ein ferngesteuertes Zünden der Flammen ebenso wie ein ferngesteuertes Ausfahren der Schutzscheibe, die im Ruhezustand verborgen bleibt und sich dann als architektonisches Element in Zurückhaltung übt. Herbstlicht geht aber noch einfacher. „Das wunderschöne Licht des Feuers kann man mit einfachen Kerzenstumpen ins Zuhause zaubern. Man stellt sie auf einer runden Platte, in verschiedenen Größen, farblich auf die Basiseinrichtung abgestimmt, auf den Tisch oder den Boden“, so die Stilexpertin. Damit auch das Herz sich nachhaltig erwärmt, „zaubern Windlichter, Duftkerzen und Blumenschmuck in farbigen Kristallvasen Herbststimmung auf den Tisch“, ergänzen Pohl und Maier. Das Holz für den Kamin, Kachelofen oder die beheizbare Plastik wird in Metallkörbern oder ganz schlanken Metallständern gelagert.

Wer sich an langen Abenden gern dem einen oder anderen Buch widmet: „Die Kuschelecke wird zum Lesen mit speziellen Leseleuchten betont“, sagen Maier und Pohl, „die warme Lichtstimmung ist im Herbst besonders wichtig. Neu ist die Kombination von vielen Einzelleuchten zu einer Lampe wie beispielsweise die Modelle von Tom Dixon“. Und wo nimmt man zum Schmökern Platz? Thonet präsentierte kürzlich mit dem „Lounge Sessel 808“ eine Neuinterpretation des Ohrensessels, die mit dem Kontrast zwischen schützender Hülle und Offenheit spielt: außen die harte Schale, innen der weiche Kern in Form von lockerer Kissenoptik. Stahl, Segeltuch und eine Lederauflage – beispielsweise in der Trendfarbe Cognac – sind wiederum das Erfolgsrezept des Lounge-Chairs „Grasshopper“, den die Dänen Preben Fabricius und Jorgen Kastholm in den Swinging Sixties erdacht haben. Und wohin mit der Lektüre? Hersteller Punt erinnert mit dem Regal „Stockholm“ ebenfalls an schwedisches und dänisches Design der 1960er-Jahre. Die Ablagefläche wird mit einer dünnen Schicht Aluminium, das auch in Gold- oder Kupferfarbe erhältlich ist, ausgekleidet.

Vintage-Look. Als Beistelltisch präsentiert Quitoya mit dem „Crawford Suitcase Table“ einen Vintage-Lederkoffer auf Rädern, Brabbu nimmt mit „Sequoia“ Anleihen an der Form und Optik des Mammutbaumstamms und setzt diesen in Messing mit Walnussfurnier-Oberfläche um. Im Trend liegen aber auch Holzkonsolen im Vintage-Look. „Sie erinnern an traditionelle Werkbänke und sehen so aus, als wären sie sehr alt und würden direkt aus den Bergen kommen“, erzählt Pscheid-Hintersteiner. Wird es draußen zunehmend ungemütlicher, darf eben selbst in die reduziertesten urbanen Wohnsalons ein Hauch Rustikalität einziehen. Zeit für den Pyjama! Ach, den haben wir ja bereits an.

Tipp

Interior-Lesetipps der Stilexpertinnen: „Wohnideen aus dem wahren Leben – Best of Interior Blogs“, Verlag Callwey. „Zeitlos Shabby“, Verlag Busse Seewald. „Interiors Now“, Taschen Verlag. „Northern Delights“, Gestalten Verlag. „Vintage Industrial Style“, Deutsche Verlags-Anstalt.

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