Ihre Gedanken kreisen ums Licht: Architekten und Designer fassen es in Glas, PVC, traditionelle Luster und neue Konzepte.
15.01.2019 um 23:44
Die Stehleuchte bin ich. „I am Lamp“ heißt das Leuchtobjekt. Und jeder kann ein solches sein, meint die Designerin Doris Darling. Man muss nur die zwei Kugeln aus mundgeblasenem Glas selbst in die Hand nehmen. Oder stemmen wie eine Hantel. So haben es hunderte Besucher im Vorjahr auf dem Salon Satellite, der Nachwuchsplattform der Mailänder Möbelmesse, getan. In diesem Jahr kommt „I am Lamp“ wieder nach Mailand, diesmal als Ausstellungsstück der Schau Austrian Design Details, die österreichisches Design kollektiv vom 9. bis 13. April präsentiert. Schon als sie in Lausanne ein Postgraduate-Studium in Produktdesign absolvierte, fand Doris Darling Gefallen an Glas, Licht und der Kombination von beidem. Danach folgten Projekte für Baccarat und viele andere Glasobjekte.
(c) Thomas Gobauer
Ums Licht dreht sich alles: Das Leben in der alten Bauernstube kreist um den Holzofen. Die Sonne um die Planeten. Soziale Wesen brauchen ein Zentrum. Vor allem, wenn sie moderne Zeiten zu Nomaden werden lassen.Hannes Schreckensberger, Designer und Architekt, beschäftigt sich gemeinsam mit seiner Partnerin, Célia Picard, kritisch mit Ritualen, Mythen und soziokulturellen Phänomenen. Die Stehleuchte Campfire definiert als Lichtquelle ein Zentrum im Raum. Als symbolisches Objekt. Und als moderne Feuerstelle. Drei Holzelemente, ein Textilstromkabel, nicht mehr braucht es, wo Menschen ihren temporären Lebens-mittelpunkt aufschlagen. Wie hier im Wiener WUK. Im April steht die Campfire in Mailand. Auf der Austellung Austrian Design Details 2013.
(c) Thomas Gobauer
Das Himmelszelt versteckt sich ganz unten: Dort, wo kein Sonnenstrahl hindringt, sucht Gregor Radinger, Leiter des Zentrums für Lichtplanung an der Donau-Universität Krems, das beste Licht – unter einer Kuppel von 230 Halogenlampen. Das Lichtlabor erhellt vor allem eines: wie viel Energie und Licht wo und wie stark tatsächlich in die Gebäude dringen, die sich Planer und Architekten so ausdenken. Vorerst fällt das Licht natürlich in die kleinen Modelle, die Radinger und seine Mitarbeiter unter dem künstlichen Himmel positionieren. Das ganze Strahlungsspektrum ist Untersuchungsgegenstand, sagt Radinger. Nicht nur jene Teile, die Dinge sichtbar werden lassen. So geht im dunklen Universum des Kremser Untergeschoßes die Sonne auf und unter, zu jeder Jahreszeit. Und das auf Knopfdruck.
(c) Thomas Gobauer
In der Salesianergasse 9, im dritten Wiener Bezirk, haben traditionelle Handwerkskünste ein Refugium: Die Firma J.&L. Lobmeyr produziert und restauriert dort leuchtende Möbelstücke, die Helligkeit und Glanz spenden: Luster. Julius Rusznyak arbeitet seit 20 Jahren als Gürtler daran mit, die Handwerkskunst in Lusterform hochzuhalten. Schon seit Jahrhunderten fertigen Gürtler Schmuckgegenstände, Möbelbeschläge, Armaturen oder Beleuchtungskörper. Rusznyak schleift, lötet, dreht und feilt Eisen, Kupfer, Messing und Bronze. Bis sich die Elemente zu Objekten formen, die später im Wohnzimmer hängen. Oder auch, drei Tonnen schwer, in den Palais dieser Welt. Und nach der Werkstatt hat Rusznyak ein anderes Werkzeug in der Hand: die E-Gitarre in der Rockabilly-Band Chilli & The Baracudas.
(c) Thomas Gobauer
Die zwei Herren von Walking Chair, Karl Emilio Pircher (links im Hintergrund) und Fidel Peugeot, konstruieren schon länger mit Licht, am liebsten Atmosphären. Und Leuchten haben sie auch schon einige entworfen und gebaut, aus PET-Flaschen etwa. Aber die „direkte Designdemokratie“ nehmen Walking Chair ernst. Und lassen die Benutzer mitgestalten, die Lichtstimmung im „Puff“ etwa, einer neuen Bar in der Wiener Girardigasse, die früher das war, was der Name verheißt. Per Fernsteuerung macht die Lichtinstallation an der Decke farblich, was die Gäste wollen. Ein Stimmungsbarometer, gebaut aus den Recycling-Sammeltonnen, die Walking Chair für Vöslauer ausgeklügelt haben. Und das Lichtkonzept erhellt auch die zahlreichen Designobjekte, die sich im „Puff“ tummeln, so zahlreich wie die Gäste am Abend.
(c) Thomas Gobauer
Helle Köpfe
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