Minotti: Das Geschäft mit der Familie

La famiglia.  Susanna und  Alessandro Minotti mögen es, mit ihren Eltern zu arbeiten.
La famiglia. Susanna und Alessandro Minotti mögen es, mit ihren Eltern zu arbeiten.(c) Melissa Manning for The Look Partnership LLC
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Die dritte Generation der Unternehmerfamilie Minotti steht bereit. Im Gepäck hat sie Respekt für die Vätergeneration und Liebe zu Italien.

Man sitzt auf schlichten, luxuriösen Couches und großzügigen Ottomanen – die meisten in dunklen Tönen –, es werden Canapés gereicht und Weißwein, ein DJ legt Platten auf: Der Wiener Showroom des italienischen Möbelkonzerns Minotti an der Ringstraße feierte in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag.

Dazu kam auch die Familie aus Italien angereist: Roberto Minotti – er leitet das Einrichtungsunternehmen mit seinem Bruder Renato –, gemeinsam mit seiner Tochter Susanna und seinem Neffen Alessandro. Am Nachmittag waren sie förmlich hereingepurzelt in den Showroom, zum Interview: „Ah, Sie brauchen mich heute nicht!“, sagte Roberto und lachte, während er seinem Neffen einen sanften Schubs gen Interviewtisch gab und selbst damit begann, die Technik für das abendliche Geburtstagsevent zu überprüfen. Alessandro, der Sohn von Renato, und Susanna Minotti sind die dritte Minotti-Generation. Seit einigen Jahren sind sie schon tätig in dem Unternehmen, das ihr Großvater Alberto 1948 gegründet hatte und ihre Väter recht erfolgreich ins neue Jahrtausend überführt haben. Roberto ist Architekt, Renato studierte Wirtschaftswissenschaften, so sind auch die Angelegenheiten im Unternehmen heute in etwa zwischen ihnen verteilt – und genau so machten es die Kinder den Vätern nach. Susanna studierte – wie ihr Vater – Architektur, Alessandro – wie sein Vater – Wirtschaft.

Sphäre. Der Minotti-Stil ist schlicht, mit einer Hingabe an das Material.
Sphäre. Der Minotti-Stil ist schlicht, mit einer Hingabe an das Material.(c) Beigestellt

Einfluss. „Es war nicht so, dass mich jemand eines Tages beiseitegenommen und gesagt hätte: ‚Eines Tages wirst du für Minotti arbeiten‘“, sagt die 28-jährige Susanna Minotti. „Ich konnte mir aussuchen, was ich studieren wollte. Es war rückblickend ein glücklicher Zufall, dass ich Design und Architektur machen wollte. Im Vordergrund stand für mich stets die Liebe zu dieser Branche“, und deswegen, meint sie, habe sie sich 2013 auch für eine Karriere innerhalb der Familienfirma entschlossen. „Aber es ist natürlich schwer zu sagen, was zuerst da war – der Einfluss der Familie oder die innere Leidenschaft.“ Ihr Cousin Alessandro begann zehn Jahre davor, 2003 also, für Minotti zu arbeiten – und wenn er von seiner Jugend erzählt, von den vielen Möbelmessen, die er schon früh in Mailand miterlebte, spürt man beinah, dass es keinen Weg an der Möbelbranche vorbei gab für einen Minotti-Spross: „Ich bin mit auf die Messen gekommen, um mir den Ablauf unserer Ausstellung anzusehen, aber auch die Sachen der Mitstreiter. Ich bin dorthin mitgekommen, um die Luft der Branche zu atmen.“

Treuer Diener. Sideboard „Carson“ aus Sucupira-Holz.
Treuer Diener. Sideboard „Carson“ aus Sucupira-Holz.(c) Beigestellt

Italienische Familienwerte. Er arbeitet nun in der kaufmännischen Abteilung der Firma, seine Cousine im Bereich der Interior Decoration, wo man sich um die räumliche Ausstattung der Shops und Messepräsentationen kümmert. „Aber meistens verbringe ich nur die Hälfte meiner Arbeitszeit in meiner Abteilung, die andere Hälfte versuche ich dafür zu nutzen, alles zu überblicken“, sagt er: „Es stimmt schon: Es ist ein Familienunternehmen. Es ist eine große Verpflichtung.“

„Lernen“ ist übrigens das Wort, mit dem die zwei jungen Minottis ihre Arbeit am häufigsten beschreiben; lernen von den Vätern, lernen vom Großvater. Ob es nicht anstrengend sei, ständig von den lieben Verwandten im Büro umzingelt zu werden? „Wir sind Italiener. In Italien ist die Familie ein starker Wert. Das ist nichts Seltsames für uns, sondern etwas Natürliches“, meint Alessandro Minotti, „im Endeffekt ist es in der Firma so auch einfacher, denn wir sind ein Team. Wenn du einen Fehler machst, wird dich jemand darauf hinweisen, den du schätzt, und dem du wirklich zuhörst.“ Sollten Susanna und er die Firma eines Tages übernehmen, täten sie einen Teufel daran, etwas daran zu ändern, meint der 40-Jährige. Die Familiengeschichte leben sie.

Statement. Beistell- und Kaffeetisch „Jacob“ mit Marmor und Eiche.
Statement. Beistell- und Kaffeetisch „Jacob“ mit Marmor und Eiche.(c) Beigestellt

Dass sich Minotti so auch über den Wert des – italienischen – Familienunternehmens verkaufen will, ist einleuchtend. Bei Shop-Eröffnungen und Messepräsentationen tanzt immer ein Teil der Familie an, und ein Großteil der Arbeitszeit der Minottis dürfte in den Bereich Repräsentation investiert werden. Es hat ein bisschen etwas von dem Spruch, den man der britischen Königin Elizabeth zuschreibt: „One has to be seen to be believed“, gesehen werden, damit die Leute wissen, dass man überhaupt existiert. „Oh ja, sicher!“, sagt Susanna Minotti und lacht. „Nein, ernsthaft: Wir mussten die Sofas verschieben. Wir waren tatsächlich hier und haben all die Sofas verschoben. Das machen wir die ganze Zeit. Es ist die totale Verpflichtung.“

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