Hubertus von Hohenlohe: Bestgekleidet auf der Piste

Hubertus von Hohenlohe, Sotschi, Mexiko
Hubertus von Hohenlohe, Sotschi, Mexiko(c) APA/EPA/MEXICAN OLYMPIC COMMITTE (MEXICAN OLYMPIC COMMITTEE)
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Hubertus von Hohenlohe tritt in Sotschi zum sechsten Mal bei Olympischen Spielen an. Zur Freude der Medien im Mariachi-Rennanzug.

Man soll zwar niemals nie sagen, aber es wäre schon ein bisserl lächerlich, mit 55 noch einmal zu den Spielen zu fahren, mit 51 ist auch schon schlimm genug.“ So sprach Hubertus von Hohenlohe vor vier Jahren bei den Olympischen Spielen in Vancouver, und ja: Man soll wirklich niemals nie sagen. Heuer in Sotschi ist Hohenlohe jedenfalls wieder dabei.  Es sind die sechsten Olympischen Spiele des Skifahrers, Sängers, Fotografen, Moderators und Jetset-Kenners mit Wohnsitz in Wien (und Spanien). Er vertrat sein Geburtsland Mexiko schon 1984 in Sarajevo, später in Calgary, Albertville, Lillehammer und zuletzt in Vancouver. Und auch ans Aufhören hat er schon des Öfteren gedacht. 2007, als er im Krankenbett glaubte, dass es nach einem Schien- und Wadenbeinbruch mit der Karriere wohl zu Ende sei. 2009 erklärte er dann, dass er bei der WM in Garmisch-Partenkirchen 2011 zum letzten Mal antreten wolle.

Es wäre schade, hätte sich Hohenlohe daran gehalten. Allein schon aus optischen Gründen. Seit Jahren versucht „der Prinz“, wie er international ungeachtet tatsächlicher Verhältnisse gern genannt wird, sich mit seinen Rennanzügen selbst zu übertreffen.  In Vancouver fuhr er als Bandit talwärts, er hatte auch einen Anzug mit kurzer Lederhose. Heuer vertritt er Mexiko, für das er starten darf, seit er den lokalen Skiverband gegründet hat, folkloristisch im Outfit eines Mariachi-Sängers, mit Jopperl, Halstuch und rotem Kummerbund. Windschlüpfrig, versteht sich. Grundsätzlich findet Hohenlohe Ehrgeiz ja eher peinlich, aber: „Mein Ziel ist es, unter den drei bestgekleideten Teilnehmern zu landen.“ Dass es 30 Jahre gedauert hat, um auf das Mariachi-Kostüm zu verfallen, wundert ihn selbst. Es sei „elegant und originell“ und passend für einen Mexikaner, „der gern Ski fährt und gut aussieht bei Nacht“.

Ältester Teilnehmer in Sotschi

Dass er nicht schon am Sonntag zu sehen war, liegt an seiner Mutter, Ira von Fürstenberg, der Nichte der Fiat-Gründer Giovanni und Umberto Agnelli. Ihr zuliebe hat er die Abfahrt aufgegeben, (abgesehen davon, dass die Kriterien eine Qualifikation kaum möglich machen). So startet er nur noch im Riesenslalom. Vor wenigen Tagen feierte Hohenlohe seinen 55. Geburtstag; damit ist er nicht nur der älteste Athlet in Sotschi, sondern auch einer der ältesten Olympiateilnehmer überhaupt. Auszuprobieren, wie weit man den Begriff Jugend dehnen kann, scheint eine der Hauptmotivationen des Skiveteranen zu sein. „Es ist cool, immer noch dabei zu sein“, gab er in Sotschi zu Protokoll, „und ein bisschen länger jung zu sein, als es die meisten probieren.“ Auch wenn inzwischen die Kinder seiner früheren Rennkollegen mit ihm am Start stehen.

Die internationalen Medien danken es dem Paradiesvogel; NBC porträtierte ihn, der britische „Indepentent“ offeriert „Acht Gründe, warum man Prinz Hubertus von Hohenlohe unterstützen sollte“. Ihn stört es nicht, mit medialer Aufmerksamkeit ist er aufgewachsen, damals in Marbella, wo sich der internationale Jetset im Fünfsternehotel seines Vaters traf und wo er, laut eigener Aussage, „wie im Schlaraffenland“ lebte. Die Wirklichkeit traf ihn, als ihn sein Vater, Alfonso Hohenlohe, mit zehn in die Klosterschule nach Vorarlberg schickte. Immerhin, dort lernte er Ski fahren. „Die Winter waren grau, dunkel und lang“, erinnert er sich nun in Sotschi, „und mein einziger Ausweg waren die Berge. Wenn ich Skirennen gesehen habe, dachte ich: Das ist das, was ich tun muss.“ Er tut es bis heute, hochgezogene Augenbrauen seines „Standes“ hinderten ihn nicht.

Trainer Kilian Albrecht, selbst zuletzt für Bulgarien am Start, vermutet, dass es „der Zirkus neben dem Rennen“ sei, der für Hohenlohe mindestens so wichtig sei wie der Erfolg. Er selbst sagt: „Ich will, dass es gut läuft. Ich will nicht über Platzierungen nachdenken, weil es weder in Mexiko noch der Welt etwas ändert, ob ich 42., 56. oder 31. werde. Es ändert absolut nichts.“

Zur Person

Hubertus von Hohenlohe (55) wurde in Mexico City als zweites Kind von Ira von Fürstenberg und Alfonso Hohenlohe geboren. Nach der Scheidung wuchs er u. a. beim Vater im Marbella Club auf. Er ist Sänger, Fotograf und moderierte auf Servus-TV das Reisemagazin „Hubertusjagd“. 1981 gründete er den mexikanischen Skiverband und bestreitet seither für ihn Rennen. In Sotschi ist er der einzige Teilnehmer Mexikos, er tritt am 19. Februar im Riesenslalom an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2014)

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