Robert De Niro: "Prügeln ist nicht angenehm"

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Robert De Niro spielt wieder, diesmal den Familienvater in einer Mafiakomödie. Im Interview erklärt er seine Kommerzfilme und spricht über Hollywoods »Anzugtypen«, den Tod seines Vaters und seinen Versuch, »so lange wie möglich auf dieser Welt zu bleiben«.

Ist er grummelig? Oder schüchtern? Oder gutmütig? Bei Robert De Niro lässt sich das nie so genau beantworten. Auf jeden Fall fand sich der 70-Jährige anlässlich seiner selbstironischen Mafiakomödie „Malavita. The Family“ bereit, in Berlin mit der „Presse am Sonntag“ zu sprechen. Und redete dabei freimütig über schwierige Themen – vom Niedergang Hollywoods bis zum Tod.

In Ihrem neuen Film spielen Sie einen Vater, der sich immer wieder von seiner Familie zurückzieht. Wie ist das bei Ihnen? Haben Sie bei sechs Kindern immer Ihre Freiräume gehabt?

Robert de Niro: Auf jeden Fall. Familie zu haben und für sich selbst zu sein schließt sich ja nicht aus. Jeder in meiner Familie findet Zeit für sich. Aber die Familie hält uns gleichzeitig alle zusammen. Wir wissen alle, dass wir einander haben.

Was ist der wichtigste Rat, den Sie Ihren Kindern geben?

Dass sie auf ihre Gesundheit aufpassen sollen. Da bin ich dahinter, auch wenn sie einen ziemlich starken Willen haben.

Ihr Vater ist mit 70 gestorben – ein Alter, das Sie inzwischen auch erreicht haben. Machen Sie sich um Ihr Wohlbefinden Sorgen?

Mein Vater hatte Prostatakrebs, wie ich vor zehn Jahren übrigens auch. Aber er hat sich nicht wirklich drum gekümmert, was ich sehr bedaure. Ich glaube, er würde sonst heute noch leben. Ich habe das damals behandelt, und ich ergreife grundsätzlich die Initiative, was mein Wohlbefinden angeht. Lieber weiß ich etwas und setze mich damit auseinander, als dass ich die Wahrheit scheue und nichts unternehme. Ich möchte in Form bleiben – auch wegen meiner Kinder. Und ich hoffe, dass sie das genauso tun. Auf jeden Fall will ich so lange auf dieser Welt bleiben wie möglich.

Tun Sie denn etwas gegen das Altern?

Ich treibe Fitness, aber von allen kosmetischen Sachen lasse ich die Finger. Ich werde mich garantiert nicht liften lassen.

Einige Ihrer größten Rollen spielten Sie aber in jungen Jahren wie „Taxi Driver“, „1900“ oder „Wie ein wilder Stier“. Warum gibt es solche Filme heutzutage kaum noch?

In Hollywood haben die Studiomanager das Sagen, „die Anzugtypen“, wie wir sie nennen. Die geben für gewagte Projekte wie in den 1960ern und 70ern kein Geld mehr aus. Immerhin werden sehr viele unabhängige Produktionen gedreht – wenn auch mit geringeren Budgets. Und das Fernsehen wird auch immer interessanter. Aber im Grunde versuche ich, wenig darüber nachzudenken, wie sich Hollywood entwickelt. Ich schaue mir auch gar nicht viele Filme an. Solange mir die Bürohengste nicht vorschreiben, wie ich zu spielen habe, ist alles gut.

Sie haben in den vergangenen Jahren selbst viele Filme gedreht, die reiner Kommerz waren. Hatten Sie manchmal das Gefühl, dass Sie sich unter dem Wert verkauft haben?

Nein, so nehme ich das nicht wahr. Aber du kannst eben nicht allen gefallen. Wenn du dir ständig Gedanken machst, was die Leute von dir denken, bist du nur noch ein Nervenbündel. Allerdings muss ich zugeben, dass Komödien einfacher zu drehen sind. Wenn du jemanden zu Tode prügelst, ist das nicht unbedingt der angenehmste Job.

Sie gelten heute immer noch als einer der besten Schauspieler der Welt. Wie wird man dazu?

Das ist sehr nett, dass Sie das sagen. Aber ich tue nur, das was ich eben tue. Meine Eltern kannten viele Künstler, und mein Vater nahm mich oft ins Kino mit. Deshalb hatte ich als kleiner Bub den Wunsch, Schauspieler zu werden. Aber als mich ein Schauspielerlehrer fragte, warum ich das wollte, hatte ich keine Antwort. Er erklärte mir: „Damit drückst du dich selbst aus.“ Das ist wohl die Erklärung.

Erkennen Sie selbst, wenn Sie gut waren?

Gelegentlich ja. Aber es kann mir auch passieren, dass ich mich bei einer Szene furchtbar fühle, und in der Endfassung sieht sie viel besser aus als je erwartet. Deshalb mag ich es nicht, meine Aufnahmen im Playback-Monitor anzuschauen. Wenn ich selbst Regie führe, dann bleibt mir nichts anderes übrig. Aber selbst dann frage ich den Kameramann oder meinen Assistenten: „War das glaubwürdig?“ Und wenn sie das verneinen, dann drehe ich das Ganze noch einmal. Mir fehlt einfach der Maßstab für meine eigene Leistung.

Steckbrief

Robert De Niro (70) stammt aus einer Künstlerfamilie, sein Vater zählte zu den wichtigen abstrakt-expressionistischen Malern der USA.

1974 wurde er mit der Rolle des Vito Corleone als Nachfolger Marlon Brandos in „Der Pate II“ zum Star, „Taxi Driver“ etablierte ihn als Charakterdarsteller. Zuletzt spielte er in Komödien wie „Meine Braut, ihr Vater und ich“.

Er lebt zurückgezogen mit seiner zweiten Frau Grace Hightower in New York.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2013)

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