Präsident als Attentäter?

Zehn Jahre nach dem Völkermord in Ruanda gerät Präsident Paul Kagamé schwer unter Beschuss. Hat er seinen Vorgänger aus dem Weg räumen lassen?

WIEN (mm). Paul Kagamé, Staatschef von Ruanda, wird vom französischen Ermittlungsrichter Jean-Louis Bruguière mit schweren Vorwürfen belastet: Als Mitglied einer Bewegung von Tutsi-Rebellen stehe er hinter dem tödlichen Anschlag auf seinen Vorgänger, den Hutu Juvenal Habyarimana, am 6. April 1994, berichtete die Pariser Zeitung Le Monde in ihrer Mittwochausgabe. In Ruanda hatte der Tod Habyarimanas grausame Massaker ausgelöst, denen rund 800.000 Menschen, überwiegend Tutsis, zum Opfer fielen, ein Zehntel der Bevölkerung.

Lobende Worte für Kagamé kommen indes von der ruandesischen Parlamentsabgeordneten Connie Bwiza Sekamana. Bei einem Besuch in Wien anlässlich des Internationalen Frauentages berichtete Sekamana, der Präsident habe die Frauen Ruandas unterstützt, damit diese eine neue Rolle in der Gesellschaft einnehmen konnten. Heute seien die Frauen in allen Bereichen aktiver denn je. Mit 48,8 Prozent hat das Parlament in Kigali die weltweit höchste Frauenquote, neun Ministerinnen sind in der Regierung.

Mit überfüllten Gefängnissen, einer schlechten medizinischen Grundversorgung und mangelnden Ausbildungsmöglichkeiten ist die Lage im Land dennoch alarmierend. Nach dem Genozid bestanden die Einwohner Ruandas zu 70 Prozent aus Frauen und Mädchen: "Sie wurden vielfach Opfer von Massenvergewaltigungen. Heute sind tausende Witwen des Genozids und deren Kinder mit dem HIV-Virus infiziert. Aids ist weit verbreitet", berichtet Sekamana.

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